Actualia · Tagungsbericht

Schwefel in Rot und Grün

An der Tagung S-Bio-2021 Glucosinolate nahmen rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil: ungefähr die Hälfte in Präsenz, die andere Hälfte online. Sie setzte vorpandemische Zusammenkünfte der Pflanzen- und Humanforschung im spanischen Sevilla fort. Foto: Luis Romero und Cecilia Gotor

Mit einjähriger Verspätung fand das Joint Meeting for Plant and Human Sulfur Biology and Glucosinolates zwischen dem 26. und 30. September pandemiebedingt als Hybrid-Konferenz statt. Ein großer Dank geht an DBG und FESPB, durch deren Sponsoring die Teilnahme von sieben Doktorand*innen in Präsenz möglich war. Die Gastgebenden, Luis Romero und Cecilia Gotor, haben die technische Herausforderungen gemeistert und für eine beinahe reibungslose Koordination der live und online Formate gesorgt. Stanislav Kopriva und Caroline Müller berichten, wie sich der Austausch zwischen grüner Pflanzen- und roter Humanwissenschaft wechselseitig bereicherte.

Die Konferenz folgte auf die erste Plant and Human Sulfur Biology Konferenz, die 2017 am ungarischen Balaton stattfand und die roten und grünen Zweige der Schwefelforschung vereinte. Dieses Mal wurde die Konferenz mit der Glucosinolate Conference Reihe verknüpft, ein wichtiges Forschungsgebiet für Pflanzenforscher*innen sowie Humanernährung. Die 44 Vorträge und 27 Poster und die folgenden Diskussionen haben gezeigt, dass der Zusammenschluss der beiden Forschungsfelder richtig war, da mehrere Themen sich gegenseitig ergänzten. Das beste Beispiel für die Vernetzung der beiden Konferenzzweige war wahrscheinlich der Bericht von Ryosuke SugiyamLuis Romero und Cecilia Gotor a vom RIKEN-Institut in Japan: er erläuterte, wie Schwefel aus Glucosinolaten abgebaut wird und in den primären Schwefelstoffwechsel zurückkehrt.

Themen: Redox, Schwefelwasserstoff, Ökologie und Gesundheit

Die wissenschaftlichen Beiträge gaben einen Überblick über die vielfältigen Funktionen von Schwefel in allen Lebensformen. Gemeinsame Themen der Forscher*innen aus der roten und grünen Welt waren die Redox-Regulierung und die komplexe Rolle des Schwefelwasserstoffs sowie die ökologische Funktion und der gesundheitliche Nutzen von Glucosinolaten. Während die Rolle von Schwefelwasserstoff als Gastransmitter beim Menschen gut belegt ist, ist die Postulierung seiner analogen Rolle in Pflanzen komplizierter, da er in Pflanzen auch ein wichtiges Zwischenprodukt bei der Assimilation von Schwefel ist. Der direkte wissenschaftliche Austausch zwischen Human- und Pflanzenwissenschaftler*innen ist daher wichtig, um die Fortschritte in der Analytik zu vergleichen und aufkommende Konzepte zu diskutieren. Die neuen Analysetechniken zum Nachweis persulfidierter Proteine, die im Labor der Gastgeber Cecilia Gotor und Luis Romero für die Pflanzenforschung entwickelt wurden, haben überzeugend gezeigt, dass Schwefelwasserstoff auch in Pflanzen eine wichtige regulatorische Rolle spielt.

Inwieweit es Beweise für den gesundheitlichen Nutzen einer glucosinolatreichen Ernährung gibt, war ebenfalls eine spannende Debatte. Meike Burow von der Universität Kopenhagen gab einen umfassenden Überblick über die Regulation von Glucosinolaten in Raum und Zeit. Niels Agerbirk von der Universität Kopenhagen präsentierte einen Überblick über die derzeitige Zahl der nachgewiesenen Glucosinolatstrukturen und erläuterte den Stand der Technik bei der eindeutigen Identifizierung dieser Strukturen. Er forderte die Forscher*innen zu mehr Zusammenarbeit auf, um für die Gemeinschaft mehr Glucosinolatstandards zur Verfügung zu stellen und eine korrekte Identifizierung zu sichern.

Die Konferenz brachte auch neue Gesichter und Themen in die Schwefelforschung: Alle waren überrascht zu erfahren, wie viel Schwefel in Form von Sulfolipiden im Boden verborgen ist. Sie verfolgten mit Spannung, wie Mahima Sharma von der Universität York den Stoffwechselweg skizzierte, der es Bakterien ermöglicht, diese Verbindungen zu nutzen. Auch die ersten Beweise für eine Funktion der sulfatierten Peptide in der Interaktion von Pflanzen und Bakterien, vorgestellt von Ryohei Thomas Nakano vom MPI-PZ in Köln, werden sicher zu neuen Forschungsprojekten führen.

Fazit

Der Erfolg der Konferenz zeigte, wie aufschlussreich der Austausch von Pflanzen- und Humanforscher*innen sein kann. Die beiden Konferenzreihen sind inzwischen gut zusammengewachsen, und alle Teilnehmenden wünschen sich, diese Allianz fortzusetzen. Die gemeinsame Konferenz wird daher sicherlich ihren Platz im regelmäßigen Tagungskalender finden.

----
Für das Organisations-Team: Stanislav Kopriva, Universität zu Köln, und Caroline Müller, Universität Bielefeld.

Zurück