Viele Mitglieder der DBG sind enttäuscht vom Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zur Genom-Editierung bei Pflanzen und der Bewertung ihre Produkte als gentechnisch veränderte Organismen einzustufen. Viele Kommentare spiegeln die Besorgnis wider, dass diese Entscheidung andauernde und irreparable Nachteile für Forschung und Entwicklung der nötigen ertragreichen und Dürre-, Überschwemmungs- und Nährstoffmangel-toleranten Pflanzengenotypen in Europa nach sich zieht.
Tatsächlich muss die Diskussion darüber beschleunigt werden. Vor allem aber müssen jenseits der Judikative, die den gesetzlichen Rahmen lediglich auslegt und eine der möglichen Interpretationen gewählt hat, die beiden grundsätzlichen Adressaten wieder in den Blick genommen werden: die Öffentlichkeit und die Legislative.
In vielfach ausgewogener Weise wurden die Chancen der Genom-Editierung nach dem Urteil des EuGH in den Medien diskutiert. Dieses Momentum gilt es zu nutzen und auszubauen. Letztendlich müssen vorteilhafte Pflanzen im Feld überzeugen, die mit einer sehr geringen Anzahl an Sequenz-Editierungen die Erträge sichern oder die Nahrungsqualität erhöhen. In Anbetracht des besorgniserregend trockenen und heißen Sommers als Indikator des Klimawandels reift hoffentlich auch in der breiten Öffentlichkeit die Erkenntnis, dass alle sicheren Wege genutzt werden müssen, um unsere Nahrungssicherheit zu realisieren und nachhaltige Anbauweisen zu entwickeln.
Darüber hinaus ist die Legislative anzusprechen, um über gesetzgeberische Maßnahmen eine angemessene Regulierung gegebenenfalls innerhalb des Gentechnikgesetzes zu bewirken, das noch aus dem Jahr 2001 stammt. Der offene Brief von mehr als 60 wissenschaftlichen Institutionen und Forscherpersönlichkeiten an den EU-Kommissionspräsidenten Junker mit Anregungen zur Bewertung neuer Züchtungsmethoden ist eine solche Maßnahme. Die auch von der DBG gezeichneten Vorschläge ermöglichen es dem öffentlichen und privaten Forschungssektor in der EU, im Interesse von Verbrauchern, Züchtern, Landwirten, Wirtschaft und Umwelt, wieder an die Spitze der Innovationen in der Pflanzenzüchtung zu gelangen (siehe: offener Brief, pdf).
Allerdings stellt sich auch die Frage, ob die Namen der Technologien wie „Gentechnik“ und „Genom-Editierung“ vertrauensfördernd sind. Nur Transparenz und Vertrauen zwischen Politik, Gesellschaft und Wissenschaft wird die Basis schaffen, den optimalen Raum zur Entwicklung und Akzeptanz neuer Kulturpflanzen zu schaffen. Was wir brauchen sind kluge sowie sachgerechte Regulierungen und „geneditiert“ als Qualitätslabel.