DBG · Nachwuchsförderung

Raissalyn Kneisel (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Raissalyn Monika Estela Kneisel erhielt den Preis für die beste pflanzenwissenschaftliche Master-Arbeit, die an der Universität Gießen im Jahr 2025 erstellt wurde, von der Deutschen Botanischen Gesellschaft für die Arbeit:

Populationsgenetische Analyse von Cotoneaster bullatus und Cotoneaster divaricatus (Rosaceae), zwei gebietsfremde, potenziell invasive Gehölzarten in Mittelhessen

Die ISSR-basierte populationsgenetische Analyse der verwilderten Arten Cotoneaster bullatus und Cotoneaster divaricatus (Rosaceae) – überwiegend  mittelhessischer Standorte – zielte darauf ab, deren genetische Diversität und Differenzierung zu untersuchen, sowie deren Invasivitätspotenzial zu bewerten, wobei sich C. divaricatus durch genetische Homogenität und hohe innerartliche Variabilität als besonders anpassungsfähig und somit potenziell invasiv auszeichnet, während C. bullatus eine stärkere genetische Differenzierung zwischen Populationen aufweist.

Die artenreiche Familie der Rosaceae (Rosengewächse) bildet eine der ökonomisch wichtigsten Gruppen in der Hortikultur, was auch ihre Gattung Cotoneaster (Stein- bzw. Zwergmispeln) einschließt, deren Vertreter in zahlreichen Grünanlagen nahezu omnipräsent sind. Der Fokus der populationsgenetischen Analyse lag somit auf den Arten C. bullatus und C. divaricatus, deren Verwilderungstendenzen sie zu einem potenziell relevanten Thema für naturschutzfachliche Fragestellungen machen.

Die Untersuchung umfasste insgesamt 100 Individuen, zum Großteil bestehend aus verwilderten Pflanzen der Arten C. bullatus und C. divaricatus von sieben mittelhessischen Standorten sowie der natürlichen Außengruppe des Standortes der Insel Amrum. Ergänzend wurde Blattmaterial von 16 weiteren Cotoneaster-Arten als kultivierte Außengruppe vom Botanischen Garten Jena bereitgestellt. Nach erfolgreicher DNA-Extraktion erfolgten molekularbiologische sowie statistische Untersuchungen, wobei die zwei Hauptansätze in der Datenanalyse die Auswertung genetischer Korrelationen zwischen Proben sowie die Analyse populationsgenetischer Parameter – wie die genetische Vielfalt und ihre Verteilung – umfassten. 

Durch Anwendung verschiedener statistischer Tests zeigte eine hohe innerartliche genetische Diversität, aber moderate bis geringe genetische Differenzierung zwischen den Populationen in Bezug auf die hauptsächlich betrachteten Arten C. bullatus und C. divaricatus aus Mittelhessen. Ferner deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass sich innerhalb der Gattung Cotoneaster eine fortschreitende Evolution abzubilden scheint, welche durch das Zusammenspiel von genetischer Variabilität, Hybridisierung und Apomixis – einer Form der asexuellen Fortpflanzung – geprägt ist. Das hohe Invasivitätspotenzial von C. divaricatus wird durch seine genetische Homogenität und hohe innerartliche Variabilität gestützt, während C. bullatus eine stärkere genetische Differenzierung zwischen Populationen aufweist. Hieraus lassen sich wiederum mögliche Konsequenzen sowie geeignete Management-Maßnahmen für die Ausbreitung von Cotoneaster-Arten in naturschutzrelevanten Gebieten ableiten.

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Raissalyn M.E. Kneisel fertigte die Arbeit Lehrstuhl Spezielle Botanik der Justus-Liebig-Universität Gießen in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker Wissemann an.