DBG · Nachwuchsförderung

Lea Klepka (Philipps-Universität Marburg)

Versuchsdesign der Arbeit. Grafik: Klepka

Lea Klepka erhielt den Preis für die beste pflanzenwissenschaftliche Master-Arbeit, die an der Philipps-Universität Marburg im Jahr 2022 erstellt wurde, von der Deutschen Botanischen Gesellschaft.

Titel: Schnelle Anpassung der Pflanzenart Galium wirtgenii an neue Bedingungen in renaturierten Wiesen

Eine frühe Mahd von renaturierten Wiesen führt zu einem vorgezogenen Blühbeginn in Labkraut und damit zu evolutiven Anpassungen innerhalb von nur wenigen Jahren.

Der Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen zur Wiederherstellung von Ökosystemen könnte wesentlich davon abhängen, ob neu angesiedelte Populationen in der Lage sind, sich ausreichend schnell an die neuen Umweltbedingungen anzupassen. Die zugrundeliegenden Mechanismen und Einflussfaktoren für evolutionäre Veränderungen als Reaktion auf Landmanagement Praktiken in renaturierten Ökosystemen sind jedoch weitgehend unerforscht. In dieser Masterarbeit wurden schnelle Anpassungen an eine frühe Mahd in renaturierten Stromtalwiesen untersucht. Als Renaturierungsmethode wurde hier vor 20 Jahren die sogenannte Mahdgutübertragung eingesetzt, bei der durch Mahd gewonnenes Pflanzenmaterial inklusive Samen von vorhandenen Stromtalwiesenbeständen auf zu renaturierende Flächen aufgetragen wird. Für die Masterarbeit wurden die Nachkommen der Pflanzenart Galium wirtgenii sowohl von Heuspender- als auch Empfängerflächen in einem Common Garden gezüchtet und während der Blütezeit eine Mahd simuliert. Pflanzen von renaturierten Wiesen zeigten als Anpassungsreaktion auf die frühere Mahd einen vorgezogenen Blühbeginn und ein reduziertes frühes Wachstum. Hinsichtlich der Regenerationsfähigkeit nach der Entfernung der überirdischen Biomasse während der Blüte gab es zwischen den Pflanzen von renaturierten und ursprünglichen Wiesen keine Unterschiede. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein früher Blühbeginn und eine geringe Biomasse in frühen Entwicklungsstadien Teil der Anpassungsstrategie von G. wirtgenii sind, während dies für eine verbesserte Regenerationsfähigkeit nach der Mahd nicht zutrifft.
Die Masterarbeit zeigt, dass eine früh im Jahr stattfindende Mahd stark selektiv auf die Blühphänologie und das frühe Pflanzenwachstum wirkt, was beim Management von renaturierten Ökosystem berücksichtigt werden muss.

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Lea Klepka fertigte die Arbeit am Fachbereich Biologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Lampei Bucharova an.