Das Wald-Grasland-Mosaik der Miombo Region im Süden Afrikas beherbergt ein merkwürdiges Phänomen: Viele hölzerne Arten aus unterschiedlichen Pflanzenfamilien wachsen als Bäume in den dortigen Wäldern, haben aber nahe verwandte Taxa in den offenen Grasflächen, die dort als Zwergsträucher mit großer unterirdischer, hölzerner Biomasse, als „unterirdische Bäume“ oder geoxylischer Suffrutex wachsen.
Um die genauen Verwandschaftsverhältnisse zwischen Baum und Suffrutex zu klären, wurde deshalb die Myrtaceaea Syzygium guineense (Willd.) DC s.l. als Modellart ausgewählt. Der Einfluss von Genetik und Umwelt auf die unterschiedlichen Wuchsformen und die Evolution des Suffrutex wurden untersucht und beurteilt. Sieben unterschiedliche S. guineense - Phänotypen wurden identifiziert, gesammelt und ökologisch und genetisch mittels Sequenz- und SSR-Analyse charakterisiert.
Alle Phänotypen waren genetisch sehr ähnlich, wobei dennoch drei distinkte Genotypen, die breiteren Ökotypen entsprechen, ausgemacht werden konnten: ein wasser-gebundener Baum-Ökotyp, welcher entlang von Flüssen wächst; ein störungstoleranter Baum/Strauch-Ökotyp, der auf ferralitischen Böden der Miombowälder wächst sowie der Suffrutex-Ökotyp - der unterirdische Baum - der offenen, sandigen Grasflächen. Die genetischen Muster und ihre Ähnlichkeit, im Kontrast zu den deutlich unterschiedlichen ökologischen Eigenschaften, deuten auf einen gemeinsamen Vorfahren aus feuchten, tropischen Regionen, welcher sich durch sich verändernde Umweltbedingungen in verschiedene ökologische Richtungen entwickelte. Der Klimawandel vor ungefähr 2.5 mio Jahren führte zu einer gesteigerten Niederschlags-Saisonalität, jahreszeitlich trockeneren Bedingungen und damit einhergehend Habitatverlusten für die feuchttropischen Biota. Eine evolutive Anpassung daran wurde für S. guineense durch seine Polyploidie ermöglicht, eine genetische Vorangepasstheit, die eine erhöhte Reaktionsfähigkeit auf Umweltfaktoren erlaubt. Von diesen sind wahrscheinlich Frost und Feuer bedeutende Initiatoren der Lebensform, da häufigere Frost- und Feuerereignisse eine Konsequenz der zunehmend ausgeprägten Trockenzeiten sind. Insofern sind es wohl die Kombination von genetischer Vorangepasstheit und als Filter wirkenden Umweltveränderungen, die die Evolution des S. guineense-Suffrutex vorangetrieben haben, wobei aber noch nicht genug Zeit vergangen ist, um ihn als scharf getrennte eigene Art zu bezeichnen.
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Paulina Anna Zigelski fertigte die Arbeit am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Norbert Jürgens an.