Complex Glycan-Less 1 (CGL1, Arabidopsis N-Acetylglucosaminyltransferase, GNTI), ein Membran-gebundenes Enzym, das im Golgi-Apparat die Bildung komplexer N-Glykane auf sekretierten und membranständigen Glykoproteinen einleitet, wurde bereits vor mehr als 20 Jahren entdeckt (von Schaewen et al., 1993). Jedoch ist bis heute die exakte Rolle und Funktion komplexer N-Glykane in Pflanzen nicht bekannt. Proteom-Analysen von cgl1-2 Keimlingen (unpublizierte Daten) deckten eine starke De-Regulation der Plasmamembran-ständigen Rezeptor-Kinase Brassinosteroid (BR) Insensitive1 (BRI1) auf, welche mehrere genutzte N-Glykosylierungsstellen auf seiner Ektodomäne trägt. Daher wurden WT und cgl1-2 Pflanzen vergleichend auf Antworten gegenüber Brassinolid (BL, aktivstes BR) und Abscisinsäure (ABA, BL-Antagonist) während der Samenkeimung und Keimlingsetablierung untersucht, und zwar auf Unterschiede in der Samenruhe, Keimungskapazität und Hypokotyl-Länge. Wir fanden starke Hinweise, dass cgl1-2 BR-Signale nicht richtig weiterleiten kann, was sich in Hypo-Sensitivität gegenüber exogenem BL und Hyper-Sensitivität gegenüber exo- und endogener ABA äußert. Verglichen mit Wildtyp-Pflanzen zeigten cgl1-2 Mutanten Dosis-abhängige Defekte bei der Keimlingsetablierung nach exogener ABA-Gabe, wobei Keimung im strikten Sinn (Durchstoßen der Radicula) nicht signifikant beein-flusst war (Figur 1 a,b,f). Es ist bekannt, dass ABA-inhibierte Samenkeimung durch BL-Gabe gerettet werden kann. In der Tat konnten niedrige epi-BL-Konzentrationen die Keimlingsetablierung der Mutante nicht retten, wohl aber die des Wildtyps (Figur 1c). Außerdem wurde die Keimlingsetablierung von cgl1-2 stärker durch den BR-Synthese-Inhibitor Brassinazol inhibiert (BRZ; Figur 1 e). Diese Ergebnisse zeigen eine wichtige Rolle der komplexen N-Glykan-Dekoration für BRI1 auf, welche weiter analysiert werden sollte.
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Hannah Elisa Krawczyk fertigte die Arbeit am Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanze (IBBP), Abteilung Molekulare Physiologie der Pflanzen in der Arbeitsgruppe von Professorin Dr. Antje von Schaewen an. Sie setzt nun ihre Ausbildung am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften, Abteilung Biochemie der Pflanze, Georg-August-Universität Göttingen fort.