Immunität von Pflanzen und Menschen: Was wir voneinander lernen können
Die gemeinsamen Mechanismen zwischen der systemischen Immunität von Pflanzen und der antrainierten Immunität des Menschen, hat der Pflanzenwissenschaftler Professor Uwe Conrath von der RWTH Aachen in einem Review zusammengestellt. In der Fachzeitschrift Nature Plants stellt er die Ähnlichkeiten aus Pflanzen- und Tierreich zwischen systemisch erworbener Resistenz und antrainierter Immunität gegenüber und betont deren Potenzial, landwirtschaftliche Praktiken und medizinische Therapien zu verändern. „Diese Erkenntnisse bieten innovative Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Pflanzenschutzstrategien, die Produktion krankheitsresistenter Nutzpflanzen und die Optimierung von Impfstoffansätzen, während sie gleichzeitig kritische Wissenslücken aufzeigen, die Anstöße für zukünftige Forschungsarbeiten geben“, erklärt Conrath. Der Forscher formuliert konkrete Handlungsempfehlungen (Call to action):
- die Förderung interdisziplinärer Kooperationen, die eine Brücke zwischen der Immunologie von Pflanzen und Säugetieren schlagen
- die Anwendung der Prinzipien zur Entwicklung neuer landwirtschaftlicher Praktiken
- die Nutzung des sogenannten „Abwehrprimings“ zur Züchtung von Pflanzen mit verbesserter Resistenz gegen mehrere Krankheitserreger könnte die nachhaltige Landwirtschaft revolutionieren
- die Integration von Elementen der Immunität von Pflanzen und Säugetieren in diese Systeme könnte die Entdeckung von Strategien für die Impfstoffentwicklung und das Design von Immuntherapien beschleunigen und zu umfassenderen und wirksameren Lösungen führen
- die Schaffung hybrider Versuchsplattformen, die Merkmale der Immunität von Pflanzen und Säugetieren integrieren.
„Der Artikel zeigt, wie Forschung an Pflanzen direkt Impulse für die Humanmedizin geben kann,“ fasst Conrath zusammen, in dessen Laboren und Gewächshäusern in der täglichen Forschungsarbeit Soja- und Tabakpflanzen mit Pilzen und ähnlichen Schadorganismen infiziert oder auch immunisiert werden.