Bestäuber-Wechsel: Vögel und Fledermäuse bestäuben Pflanzen der Anden
Wie kommt es dazu, dass die Bestäuber einer Pflanzenart im Laufe der Evolution wechseln? Ein Team um Agnes Dellinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung und Jürg Schönenberger von der Universität Wien ist dieser Frage in den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas nachgegangen. In fünf Expeditionen untersuchten sie elf Pflanzenarten der Familie der Schwarzmundgewächse in den Tiefland- und Bergregenwäldern Costa Ricas, Ecuadors und Kolumbiens. "Wir fanden heraus, dass Bienen häufige Blütenbesucher im Tiefland waren, wo die untersuchte Pflanzengruppe vermutlich ihren evolutionären Ursprung hat", erklärt Dellinger. Im Laufe der letzten fünf Millionen Jahre haben sich diese Pflanzen auch in den – durch die Auffaltung der Anden – neu entstandenen Gebirgshabitaten ausgebreitet. "In dieser Höhe von etwa 2.400 bis etwa 3.300 Meter sind Bienen nur sehr seltene Blütenbesucher, während Wirbeltiere wie Fledermäuse, Kolibris und Sperlingsvögel häufig an Blüten anzutreffen sind", so Dellinger. Diese Wirbeltiere transportieren im Vergleich zu Bienen in den tropischen Bergregenwäldern größere Mengen an Pollen zwischen den Blüten. Diese effizientere Pollenübertragung durch Wirbeltiere ist wahrscheinlich ein wichtiger Faktor in der Evolution von Bestäuberwechseln. "Wechsel von Bienen- zu Wirbeltierbestäubung haben bei Schwarzmundgewächsen ausschließlich in Gebirgswäldern stattgefunden, wo das Klima generell feuchter, kühler und windiger ist als im Tieflandregenwald", so Dellinger. Auch haben sich die Blüten in ihrer Funktionsweise und ihrer Morphologie über lange evolutionäre Zeiträume an die neuen Wirbeltierbestäuber angepasst. Ihre Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift New Phytologist.
Quelle: Uni Wien