Actualia · Tagungsbericht

Wie Pflanzen resistent gegen Mikroben und Insekten werden

Aus 19 Ländern waren die Teilnehmenden in Aachen zum "Joint International Workshop on PR Proteins and Induced Resistance against Pathogens and Insects – Prime Time for Induced Resistance" zusammengekommen. Foto: Marco Löhrer

Mehr als 100 Expertinnen und Experten waren Anfang September in Aachen zusammen gekommen, um sich multidisziplinär über die neuesten Forschungsergebnisse der pflanzlichen Antworten und Reaktionen auf Angriffe auszutauschen. Die Themen des "Joint International Workshop on PR Proteins and Induced Resistance against Pathogens and Insects – Prime time for induced resistance" reichten von Molekulargenetik über Ökologie und praktischer Anwendung bis hin zu Lösungsansätzen, wie man etwa den Pestizideinsatz reduzieren kann. Prof. Dr. Uwe Conrath, einer der Tagungsorganisatoren, berichtet über die wissenschaftlichen Höhepunkte und die ausgezeichneten Nachwuchskräfte. Eine Tagungsnachlese von Uwe Conrath (RWTH Aachen)

Mehr als 100 Teilnehmende

Aufgrund der in Aachen vorhandenen Expertise beim „Abwehr-Priming“ hatte der regelmäßig stattfindende Workshop dieses Jahr den Untertitel „Prime time for induced resistance“. Dazu waren 105 Personen aus 19 Ländern (u.a. Brasilien, Ecuador, Neuseeland, Russland, USA) nach Westdeutschland gereist, unter ihnen vierzig DoktorandInnen.

Die Bedeutung des Workshops und seine Passgenauigkeit zur Aachener Biologie und Biotechnologie wurde in einem Grußwort des Rektors der RWTH Aachen, Professor Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg betont. Darüber hinaus wurde der signifikante Beitrag der Aachener Biologie und Biotechnologie zum Verständnis der induzierten Resistenz in Pflanzen durch den Besuch von Professor em. Leendert C. (Kees) van Loon (früher Universität Utrecht, Niederlande) gewürdigt. Kees van Loon ist ein Pionier und international anerkannter Experte im Forschungsgebiet „PR-Proteine/Induzierte Resistenz“. Darüber hinaus ist er ein Gründungsmitglied des „PR Protein-Workshops“.

Aufbau und Austausch

Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland stellten ihre neusten Forschungsergebnisse in insgesamt neun Sessions zur Diskussion. Zu ihnen gehörten sowohl eigeladene, etablierte Vortragende, als auch Nachwuchskräfte, die aufgrund der hohen Qualität ihrer eingereichten „Abstracts“ zum Vortrag ausgewählt wurden. In 40 Vorträgen und 49 Posterbeiträgen waren verschiedene pflanzenwissenschaftliche Fachgebiete (organismische Interaktionen, chemische Ökologie, Pflanzenphysiologie und -biochemie, Zell- und Entwicklungsbiologie, Pflanzengenetik) und einige Themen des Erkenntnistransfers vertreten. In den so genannten „Poster Pitches“ hatten alle aktiv Teilnehmenden die Möglichkeit, die eigenen Arbeiten kurz vorzustellen und für einen Besuch bei der nachfolgenden „Poster Session“ zu werben. In den Vorträgen, zwei „Poster Pitches“ und zwei „Poster Sessions“ wurde der aktuelle Stand der Forschung auf einem sehr hohen wissenschaftlichen Niveau dargestellt und diskutiert. Dabei entstanden zahlreiche Kontakte zwischen Partnern aus Universitäten, Forschungsinstituten, Ämtern und der freien Wirtschaft. Aufgrund des intensiven fachlichen Austauschs und den zahlreichen Diskussionen bewirkte der Workshop eine weitere Fokussierung des Forschungsgebiets.

Erreichte wissenschaftliche Ziele

In den neun Sessions (siehe auch Details zum Programm) haben führende WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland ihre neusten, teilweise noch unveröffentlichten Forschungsergebnisse vorgestellt und sich einer kritischen Diskussion gestellt. Zu den wissenschaftlichen Höhepunkten gehörten unter anderem:

  • richtungsweisende Arbeiten zur Rolle von „high-mobility group proteins“ in der Human- und Pflanzenpathologie (Daniel F. Klessig, Boyce Thompson Institute for Plant Research, Ithaca/USA),
  • die Rolle von epigenetischen Änderungen beim „Abwehr-Priming“ (Uwe Conrath, RWTH Aachen; Jurriaan Ton, Universität Sheffield/GB),
  • die Identifizierung von Isotianil als eine neue Agrarchemikalie, die über das „Abwehr-Priming“ zu wirken scheint (Christoph Braun, Bayer CropScience) und
  • aktuelle Ergebnisse zum Potenzial des Wirt-induzierten „Gene Silencing“ für den angewandten Pflanzenschutz (Karl-Heinz Kogel, Universität Gießen).

Lösungsansätze für weniger Pestizide und besseres Kulturpflanzen-Management

In den anwendungsbezogenen Sessions 9 und 10 wurden die Potenziale der Grundlagenforschung für die Anwendung dargelegt und Beispiele für die Überführung in die Praxis erläutert. Damit wurden Lösungsansätze für anstehende, gesellschaftliche Aufgaben (z.B. Reduktion des Pestizideinsatzes, integriertes Kulturpflanzen-Management) aufgezeigt. Der Workshop wurde zudem dazu genutzt, das Themenfeld „Abwehr-Priming“ weiter auszubauen und die internationale Führung der deutschen Forschung auf diesem Themengebiet darzulegen und weiter zu verankern.

Ausgezeichnete Nachwuchskräfte

Beim Workshop hat der wissenschaftlichen Nachwuchs die Gelegenheit zur Präsentation seiner Ergebnisse hervorragend genutzt. Die Unterstützung der Deutschen Botanischen Gesellschaft war explizit für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bestimmt. Darüber hinaus hat der Verlag Cell Press ein einjähriges, kostenloses Abonnement des Fachjournals „Trends in Plant Science“ als Preis für das beste Poster zur Verfügung gestellt. Folglich konnten ein Preisgeld von 300 Euro für den besten Vortrag eines Nachwuchswissenschaftlers an Christian Fröschel (Doktorand am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Würzburg, Arbeitsgruppe Dröge-Laser) und ein Preisgeld von 200 Euro - verbunden mit dem kostenlosen Jahresabonnement von Trends in Plant Science - an Javier García-Andrade (Instituto de Biología Molecular y Celular de Plantas, Universidad Politécnica de Valencia, Spanien, Arbeitsgruppe Vera) verliehen werden. Christian Fröschel hielt den Vortrag “Genome-wide analysis of cell layer-specific expression of pathogen-induced genes in the Arabidopsis root” und Javier García-Andrade präsentierte das Poster “Mediated plastid RNA editing in plant immunity”

Organisiert hatten den Workshop Professor Dr. Uwe Conrath, Dr. Gerold Beckers und PD Dr. Ulrich Schaffrath (alle Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen). Als stete Organisatoren nahmen Frau Professorin Dr. Brigitte Mauch-Mani (Universität Neuchâtel, Schweiz), Frau Dr. Annegret Schmitt (Julius Kühn-Institut Darmstadt) und Herr Professor Dr. Corné M.J. Pieterse (Universität Utrecht, Niederlande) teil. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Cell Press/Trends in Plant Science, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Firmen Agrisera Antibodies, BASF Plant Science Company GmbH, Bayer CropScience, KWS, DuPont/Pioneer und Syngenta finanziell unterstützt. Die Veranstalter danken der Deutschen Botanischen Gesellschaft für die Unterstützung des Workshops!

Fazit und Fortführung

Die vielen, äußerst positiven Rückmeldungen von Teilnehmenden des „PR IR 2015-Workshops“ belegen den Erfolg der Veranstaltung. Insbesondere wurden die hohe wissenschaftliche Qualität der Beiträge, die durchgeführten „Poster Pitches“ und die anwendungsbezogenen Sessions 9 und 10 gelobt. Aufgrund der Bedeutung des Workshops für die Entwicklung des Forschungsgebiets wird die Tagungsreihe in zwei Jahren im italienischen San Michele all´ Adige fortgeführt.

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