Actualia · Tagungsbericht

Symposium zum Andenken an Prof. Diter von Wettstein

Mehr als 50 Forschende gedachten dem Forscher, die schon vor der Start der Botanikertagung teils aus Übersee nach Kiel gereist waren. Foto: Karl-Heinz Kogel
Diter von Wettstein. Mit freundlicher Genehmigung von Penny von Wettstein

Diter von Wettstein war ein renommierter Pflanzengenetiker und -züchter, der 13. April 2017 nach einem erfüllten Leben als Wissenschaftler im Alter von 87 Jahren in Kopenhagen verstarb. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler gedachten seiner in einem wissenschaftlichen Satellitensymposium vor der diesjährigen Botanikertagung der DBG am 17. September in Kiel. In seinem Bericht erinnern die Organisatoren Prof. Karl-Heinz Kogel (Gießen), Prof. Mats Hansson (Lund) und Prof. Karin Krupinska (Kiel) an Wettsteins berufliche Stationen, Forschungsthemen und Auszeichnungen und spannen eine Brücke hin zu den aktuellen Forschungsthemen und –vorträgen der Wegbegleiter von Wettsteins.

Von Wettstein wurde am 20. September 1929 in Göttingen geboren und wuchs in einer Familie mit starker Verankerung in der akademischen Gesellschaft Österreichs und Deutschlands auf. Er promovierte 1953 in Tübingen über die Polarität von Moossporen. Im Anschluss war er Rockefeller Stipendiat am California Institute of Technology, Pasadena, sowie an der Carnegie Institution of Washington in Cold Spring Harbor und Stanford. Im Jahr 1957 promovierte von Wettstein ein zweites Mal in Schweden über die Ultrastruktur des Gerstenkorns und erhielt eine Assistenzprofessur für Genetik an der Universität Stockholm. Im Alter von 32 berief ihn die Universität in Kopenhagen zum Professor der Genetik. Ab dem Jahr 1972 war er Professor für Physiologie im Kopenhagener Carlsberg Laboratorium und seit 1996 R. A. Nilan Distinguished Professor an der Washington State University.

Themen, Schüler, Publikationen

Von Wettstein hat seine Arbeiten aus der Genetik, Pflanzenzüchtung Entwicklungsphysiologie, Zellbiologie, Biochemie und Molekularbiologie der Pflanzen in 350 Publikationen dokumentiert. Er bildete 55 Masterstudierende und 69 Promovierende aus und wirkte als Mentor für unzählige Postdoktorandinnen und Postdoktoranden aus zahlreichen Ländern; viele von ihnen sind heute Professorinnen und Professoren.

Seine zahlreichen Publikationen lassen sich folgenden Hauptthemen zuordnen:

  • Biogenese von Chloroplasten und Biosynthese von Photosynthese-Membranen,
  • Paarung von Chromosomen, Mechanismen des crossing-over und Genomanalyse,
  • biotechnologische Ansätze zur Erzeugung von Gerste ohne Proanthocyanidine,
  • Synthese und Mobilisierung von Endosperm-Proteinen in Gerste,
  • gentechnologische Ansätze zur Erzeugung von Gerste mit verbesserter Futterqualität und erhöhter Krankheitsresistenz,
  • Züchtung von Brauhefe.

Ehrungen

Von Wettsteins herausragende Arbeiten brachten ihm viele bedeutende Ehrungen ein. Er war unter anderem Mitglied der National Academy of Sciences USA, der Königlichen Dänischen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Physiographischen Gesellschaft in Lund sowie der European Molecular Biology Organization (EMBO), der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Akademie der Technischen Wissenschaften in Kopenhagen, der Academia Europaea, Académie Royale des Sciences in Belgien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er war Ehrenmitglied der Schwedischen Seed Association in Svalöf und ihm wurde u.a. die Gregor Mendel Medaille sowie die Kurt Mothes Goldmedallie der Leopoldina verliehen.

Symposium der Weggefährten

Das Symposium sollte einen repräsentativen Querschnitt über die großen wissenschaftlichen Erfolge von Wettsteins im Bereich der Pflanzenforschung und Hefegenomik geben. Dazu wurden hochkarätige WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Fachbereich eingeladen, die von Wettstein ein Stück des Weges begleitet haben, um von ihren damaligen und aktuellen Arbeiten zu berichten. Das Symposium wurde von Prof. Mats Hansson (Lund), Prof. Karin Krupinska (Kiel) und Prof. Karl-Heinz Kogel (Gießen) moderiert.

Photosynthese

In einem ersten “Photosynthese-Block” berichtete Prof. Mats Hansson, University of Lund, Schweden, über die Arbeiten an Photosynthesemutanten „Employing barley mutants to dissect a chlorophyll biosynthetic enzyme”, Prof. Roberto Bassi, University of Verona, Italien, über Arbeiten zur Photorezeption “Light use efficiency and photoprotection” und Prof. Henrik Vibe Scheller, Joint BioEnergy Institute, California, USA, über Aspekte der Zellbiomasse “Making a plant out of thin air - the role of cell walls in plant interaction with mycorrhizal fungi and rhizobia”.

Proteine und Genome

Nachfolgend berichtete Prof. Birte Svensson, Technical University of Copenhagen, Dänemark, über Arbeiten zu Gerstenspeicherproteinen und der Entwicklung des Gerstensamens “Proteins and enzymes behind barley grain development and germination” und Prof. Brigitte Regenberg, University of Copenhagen, Dänemark, über wegweisende Arbeiten zur Hefegonomik “Extrachromosomal circular DNA are common products of cross-over in the eukaryotic genomes“.

Genetik und Zöliakie

Abschließend stellte Prof. Sachin Rustgi, Clemson University, Florence, USA, der in den letzten Jahren mit von Wettstein an der Washington State University Pullman zusammengearbeitet hat, seine aktuelle Forschung über Weizengenetik mit Schwerpunkt auf den Zöliakie auslösenden Samenproteinen dar.  

Das Symposium war insbesondere durch die Darstellung bahnbrechender historischer Forschung und neusten diesbezüglichen Forschungsergebnissen sehr gelungen und war ganz im Sinne von Diter von Wettstein von einer hohen wissenschaftlichen Qualität der Beiträge geprägt.

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Im November

Karl-Heinz Kogel (Uni Gießen, http://www.uni-giessen.de/phyto) , Karin Krupinska (Uni Kiel, https://www.uni-kiel.de/krupinska/index.html) und Mats Hansson (Uni Lund, http://www.biology.lu.se/mats-hansson)

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