Actualia · Tagungsbericht

Retrograde Signale von Mitochondrien und Plastiden

Ein Teil der Teilnehmenden stellte sich zum Gruppenfoto an die Küstenlinie. Foto: Pascal Bodin, CNRS

Über 80 internationale Spezialistinnen und Spezialisten aus 15 Nationen folgten dem Ruf ins französische Roscoff (Bretagne), um dort auf einer Jacques-Monod-Conference über Retrograde Signalling from Endosymbiotic Organelles zu diskutieren. Die führenden Expertinnen und Experten des Gebietes wurden für die aufwändige Anreise mit einem fantastischen Seeblick und einem exzellenten Programm entschädigt. Im Wesentlichen ging es in dieser Tagung darum, zu verstehen wie die genetischen Kompartimente in eukaryotischen Zellen zusammen arbeiten und wie sie miteinander kommunizieren. Fokus der Veranstaltung waren dabei die retrograden Signalwege, die in Organellen wie Plastiden und Mitochondrien entspringen und den Zellkern über Entwicklungs- oder Funktionszustand der jeweiligen Organellen informieren. Im Tagungsbericht schildern die Organisatoren Professor Dr. Thomas Pfannschmidt und Prof. Dr. Matthew J. Terry, welche Forschungsdisziplinen sich dabei erstmals miteinander vernetzten und was der Austausch brachte.

Erstmalig wurden bei dieser Tagung, die vom 15.-19.Oktober 2018 stattfand, Forschende aus der Mitochondrien- und Plastidenforschung zusammengeführt, die sich sonst eher selten auf Tagungen treffen. Daraus ergab sich ein Kaleidoskop-artiger Blick auf dieses sich rapid entwickelnde Forschungsgebiet, der für alle Teilnehmenden völlig neue Sichtweisen auf das Thema ermöglichte. Bei der Programmgestaltung wurde bewusst auf eine thematische Sortierung verzichtet, wodurch spannende thematische Kontraste gesetzt werden konnten. So konnten die Teilnehmenden in einer Session z.B. Vorträge über mitochondriales retrogrades Signalling des Überträgers der Afrikanischen Schlafkrankheit Trypanosoma brucei, chloroplastidäres retrogrades Signalling bei Pflanzen unter Lichtstress oder die Rolle des PINK1/Parkin Signalwegs in der Parkinson-Krankheit hören. Die bunte Mischung an Modelorganismen und Themenbereichen kam bei etablierten Expert*innen und Nachwuchskräften gleichermaßen gut an und sorgte für unerwartete Einsichten und Denkanstöße.

Netzwerk für neue Forschungsprojekte

Die Jacques-Monod-Conference Serie widmet sich insbesondere neuen aufstrebenden Forschungsgebieten und hat zur Zielsetzung, Expertinnen und Experten eine Plattform für wissenschaftliche Diskussion, aber auch für das Entwickeln von neuen Forschungsprojekten- und -kollaborationen zu liefern. Davon wurde auf der Tagung in der biologischen Station des nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (Centre national de la recherche scientifique, CNRS) reichlich Gebrauch gemacht. Für die Nachwuchswissenschaftler*innen ergab sich in zwei Poster-Sessions die Möglichkeit, ihre Forschung den führenden Wissenschaftler*innen näher zu bringen und dabei auch Kontakte für z.B. den nächsten PostDoc-Aufenthalt zu knüpfen.

Die Tagung wurde außer vom CNRS noch von zahlreichen weiteren Sponsoren, darunter die Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG), unterstützt, wodurch drei Poster-Preise von je 100 Euro für den wissenschaftlichen Nachwuchs ausgelobt werden konnten. Die drei besten Poster wurden von einer vier-köpfigen paritätisch besetzten Plastiden-Mitochondrien-Experten-Kommission ausgewählt. Die ausgewählten Poster und Preisträgerinnen lauteten:

  • Emeline Hamon (ICM Paris): Mitochondrial quality control and beyond in Parkinson´s disease: role of the PINK1/Parkin pathway in the mitochondrial stress response
  • Louise Chambon (LPCV Grenoble): PAP8 is a novel coordinator of photomorphogenesis and chloroplast biogenesis
  • Charlotte Gommers (CRAG Barcelona): Blinded by the light – Chloroplast retrograde signals suppress photomorphogenesis via epigenetic regulation of gene expression

Höhepunkt der Tagung war das Galadinner, auf dem die Preisträgerinnen ausgezeichnet wurden. Die ohnehin schon exzellente Verpflegung wurde an diesem Abend noch durch gewaltige Platten an frischen Meeresfrüchten getoppt, die alles aufwarteten, was die französische Küche zu bieten hat. Der Küchenchef und seine Crew wurden entsprechend gefeiert.

Fortsetzung anvisiert

Die Tagung endete am Freitagmorgen mit einem exzellenten Übersichtsvortrag von Dr. Michel Toledano, der die verschiedenen Redox-abhängigen Signalwege von Mitochondrien thematisierte. Danach reisten die Teilnehmenden wieder in alle vier Windrichtungen davon, nicht aber ohne sich auf eine Wiederholung dieses denkwürdigen Meetings zu einigen. Ein Nachfolge-Meeting wird bei der Jacques-Monod-Conference-Serie für 2021 beantragt werden. Allen potentiellen Interessent*innen wird empfohlen, die Augen offen zu halten, da die Anzahl der Plätze begrenzt ist.


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Im November 2018
Thomas Pfannschmidt, University Grenoble Alpes und Matthew J. Terry, University Southampton School of Biological Sciences 

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