Actualia · Tagungsbericht

Phykologie-Konferenz für den Nachwuchs

Vom 16. bis 17. März 2022 veranstaltete die Sektion Phykologie der DBG zum ersten Mal ein Online-Meeting für Nachwuchswissenschaftler*innen, um den Abstand zum nächsten Sektionstreffen nicht zu groß werden zu lassen. Das Online-Meeting, welches an den beiden Nachmittagen stattfand, war gut besucht, es waren bis zu 65 Personen gleichzeitig zugeschaltet. Dank des Organisationsteams fand nach den 20 Vorträgen der Nachwuchswissenschaftler*innen ein reger wissenschaftlicher Austausch über eine Vielzahl von Forschungsthemen von Ökologie, über Molekular- und Biotechnologie bis hin zu taxonomischen Themen statt. Professor Andreas Holzinger berichtet über die Themen des Treffens.

Innerhalb der Ökologie waren vor allem Themen zu Süßwasser- und terrestrischen Algen vertreten. So wurden beispielsweise Polyyne-Toxine vorgestellt, die von antagonistischen Bakterien produziert werden und eine inhibitorische Wirkung auf Chlamydomonaden aufweisen. Die Teilnehmenden erfuhren von strukturellen Aspekten in der Zygoten-Entwicklung verschiedener Zygnematophyceen, ersten Ergebnissen zum transcriptomic profiling in einem Vertreter dieser Gruppe sowie über die Vielfalt der Zygnematophyceen im Baikal-See, sowie von Taxon-spezifischen Metabarcoding-Analysen für Boden-Mikroalgen und über eine eDNA-basierte Analyse der Organismenzusammensetzung in deutschen ‚Wasserwegen‘. Ein eher angewandter Aspekt beschäftigte sich mit einem amplicon-sequencing basiertem Monitoring-System für Cyanobakterien in österreichischen Badegewässern. Den Abschluss der Ökologie-Session bildete ein Vortrag über Deep-Learning Methoden zur Identifizierung von Phytoplankton für Wasserqualitäts-Analysen.

Die Biotechnologie-Session thematisierte die Möglichkeiten, mittels Chamydomonas reinhardtii Glycolat, Albumin oder auch ein SARS-CoV-2 Spike Protein zu produzieren. Die Inhalte der Molekularbiologie-Session waren vielfältig: Begonnen wurde mit einer ungewöhnlichen Typ 1 Polyketid Synthase der Cyanobakterien. In der evolutionsbiologisch besonders interessanten Gattung Paulinella wurden kurze DNA-bindende Proteine analysiert, die eine Rolle in der Kernkontrolle über andere Organellen haben. Ein Vortrag legte die Rolle eines Cryptochromes, CRY-DASH aus Chlamydomonas, in der Photosynthese-Effizienz dar. Zwei Vorträge beschäftigten sich mit dem Kieselalgen-Modellsystem Phaeodactylum, dabei wurde ein bHLH Transkriptionsfaktor und der Polyphosphat-Metabolismus dieser Alge vorgestellt. In der Taxonomie-Session wurden neue Erkenntnisse bei den Mesotaenium-artigen Algen gezeigt, einer wenig untersuchten Gruppe innerhalb der Zygnematopyhceen. Die Session umfasste außerdem die molekulare Variabilität des Dinophyten Peridinium sowie die Stabilität von genetischen Daten monoklonaler Kieselalgen.

Zwischen den einzelnen Sessions gab es die Möglichkeit sich in virtuellen Konferenzräumen zu treffen, was die Teilnehmenden reichlich für wissenschaftliche Diskussionen und persönliche Kontakte nutzten.

Den Organisator*innen Peter Kroth, Karin Glaser und Heiko Wagner ist eine lebendige Veranstaltung gelungen, die den Austausch unter den Phykolog*innen sehr gefördert hat. Das kommende wissenschaftliche Sektionstreffen ist 2023 in Präsenz in Jena geplant.
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Tagungsbericht von Andreas Holzinger, Universität Innsbruck

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