Actualia · Tagungsbericht

Pflanzenphysiologie-Tagung für Nachwuchsforscher

Doktorandinnen und Doktoranden leiteten die Mitteldeutsche Pflanzenphysiologie-Tagung, zu der mehr als 60 Nachwuchsforscher nach Leipzig gekommen waren. Foto: Severin Sasso

Zum 13. mal kamen Nachwuchsforscher aus sieben verschiedenen Arbeitsgruppen im Februar zur Mitteldeutschen Pflanzenphysiologie-Tagung zusammen. Die Jungforscher präsentierten nicht nur ihre Arbeiten, sondern leiteten auch die einzelnen Sessions. Thematisch behandelten die Vorträge eine Vielfalt an Themen, die sich von Metabolit- und Transkiptom-Analysen über Wachstumskontrolle und Wachstumsförderung sowie genetische und biochemische Ansätze bis zu biotechnologischen Techniken erstreckten. Der Tagungsbericht fasst die Namen der Vortragenden und deren Themen zusammen und schildert ein neues Verfahren der Biodiversitätsforschung, das der geladene, internationale Gastredner vorstellte. Ein Tagungsbericht von Prof. Christian Wilhelm. 

Seit nunmehr 13 Jahren treffen sich eines jeden Jahres die Pflanzenphysiologen aus den Universitäten Jena, Halle, Leipzig und Dresden an einer der beteiligten Unis. Dieses Jahr kamen die Jungforscherinnen und Forscher vom 20. bis 21. Februar 2015 in Leipzig zusammen. Auf dieser Tagung tragen ausschließlich Doktoranden und Masterstudierende vor, es sei denn ein angemeldeter Vortrag müsste ausfallen, weil ein Vortragender das Bein gebrochen hat. Auch die Leitung der Sessions liegt ausschließlich in der Hand der Studierenden. Das hat sich äußerst gut bewährt, weil so der Zeitplan perfekt eingehalten wird. Anfangs war es noch etwas gewöhnungs-bedürftig, dass das Programm nicht thematisch sortiert zusammengestellt war, sondern die Themen randomisiert vermischt hintereinander vorgetragen wurden. Dadurch muss aber jeder Sprecher und jede Sprecherin eine eigene Einleitung machen und kann sich nicht an den Vorgänger aus der gleichen Arbeitsgruppe „anhängen“. Auf diese Weise werden die Arbeitsgebiete zwar mehrfach vorgestellt, aber durch Wiederholung stellt sich auch ein besseres Verständnis bei denjenigen ein, für die die Fragestellung neu ist.

Neue Theorien zur Biodiversitätsentwicklung generieren und testen

Es gehört auch zur Tradition einen internationalen Gastredner einzuladen, der einen Übersichtsvortrag hält. Dieses Jahr sprach Prof. Stan Harpole, der von der Iowa State University an das Biodiversitätszentrum Halle/Jena/Leipzig gewechselt ist und hier die Professur für Physiodiversity innehat. Er zeigte einen neuen Forschungsansatz auf, wie man die multi-faktorielle Wirkung des Klimawandels auf die Primärproduktion und die Entwicklung der Biodiversität untersuchen kann. In einem integrativen Ansatz werden Experimente in verschiedenen Skalen (Labor, Mesokosmos und manipulierte Ökosysteme) mit Metadatenanalysen verbunden und verschiedene Hypothesen getestet, die dann zu neuen testbaren Theorien führen. So besagt die Theorie, dass in den realen Ökosystemen mehrere Ressourcen gleichzeitig die Produktion limitieren. Die Resource-Ratio Theorie kann dann in den experimentellen Systemen unterschiedlicher Skalierung getestet werden.

Die Tagung wurde auch zum Anlass genommen, die von der DBG prämierten besten Masterarbeiten [Link: Masterarbeiten] vorzustellen. Marcel Kansy aus Leipzig zeigte wie das Photosystem II mit Lipiden interagiert und wie die Lipidumgebung die makromolekulare Struktur bestimmen kann [Link Kanseys Arbeit].

Forschungsvielfalt in 15 Vorträgen

Aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. Jutta Ludwig-Müller (TU Dresden) stellte Antje Walter die Überexpression einer bakteriellen Halogenase in A. thaliana vor. Natalie Heimerl und Matthias Hirth aus der AG von Prof. Dr. Severin Sasso in Jena zeigten die Rolle der Typ I Polyketide Synthase im Genertationszyklus von Chlamydomonas reinhardtii auf und wie man das Gesamtmetabolitprofil der marinen Mikroalge Ostreococcus tauri gewinnen kann. Juliane Wettrich und Wenshuang Li aus der Gruppe von Prof. Dr. Maria Mittag in Jena brachten uns auf den aktuellen Stand wie die Clock-relevanten Proteine im RNA Metabolismus mit ihren Interaktionspartnern in Chlamydomonas reinhardtii verbunden sind. Neu waren auch die molekularen Befunde aus dem gleichen Arbeitskreis von Prasad Aiyar und Daniel Schaeme, die darlegten wie Chlamydomonas reinhardtii von Bakterien im Wachstum kontrolliert werden kann. Nico Müller und Yong Zou zeigten wie die Blaulichtrezeptoren aCRY und pCRY in die Regulation des Generationszyklus in Chlamydomonas reinhardtii involviert sind. Aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. Ralf Oelmüller (Jena) trug M. Bakshi vor, wie der Transkriptionsfaktor WRKY6 in der Symbiose von Piriformospora indica und Arabidopsis die Wurzelentwicklung unter Phosphatmangel steuert. Anatoli Ludwig aus dem gleichen Labor stellte ein neues biologisches System der Wachstumsförderung in Pflanzen mit Hilfe des Pilzes Mortierella hyalina vor. Im Arbeitskreis von Prof. Dr. Ralf Bernd Klösgen in Halle beschäftigt man sich intensiv mit dem tat-abhängigen Proteintransport in Thylakoiden: Julia Dittmar zeigte, wie man durch einen untypischen Stop-Transfer Proteine im Kanal fixieren kann und damit für weitere Untersuchungen zugänglich macht. Mayank Sharma berichtete über die dynamische Kompartmentalisierung von Proteinen, die sowohl in Mitochondrien als auch in Plastiden dirigiert werden und Sarah Böhnisch zeigte wie die Stöchiometrie der Tat-Untereinheiten in der Zwillings-Arginin Transportmaschinerie mit neuen Methoden verifiziert werden kann. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Klaus Humbeck (Halle) war mit Bianca Janak vertreten, die die epigenetische Kontrolle der Blattseneszenz in Gerste vorstellte. Christina Mohr stellte eine Transkriptom-Studie des Seneszenzverlaufs in Gerstenblättern vor. Aus der Leipziger Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Christian Wilhelm berichtete Thereas Quaas über die Expression von RubisCo Typ II in Chlamydomonas für biotechnologische Zwecke und Jennifer Albrand zeigte den Stand ihrer Arbeit auf, wie man in Zukunft mit Hilfe der FTIR Spektroskopie biochemische Merkmale in Pflanzengemeinschaften messen kann.

Genetik und Biotechnologie

Abgerundet wurde die Vortragsserie mit einem Beitrag von Dr. Martin Schattat aus Halle über die Identifizierung von Genen, die die Bildung von Stromules in Plastiden steuern, und von Prof. Dr. Udo Johanningmeier (Halle) über den aktuellen Stand der biotechnologischen Gewinnung von rekombinanten Proteinen aus Chlamydomonas.

Diskussionen und Gespräche – Fortsetzung kommendes Jahr

Lange Pausen und ein gemeinsames Abendessen erlaubten den intensiven Gedankenaustausch in kleinen Gruppen und die Planung gemeinsamer Experimente. Im Jahr 2016 wird die Tagung in Jena stattfinden. Die Tagung wurde von der DBG unterstützt, so dass ein Teil der Fahrt- und Übernachtungskosten für selbstzahlende Studierende gedeckt werden konnte. Dafür sagen die Veranstalter ein herzliches Dankeschön.

Bericht von Prof. Dr. Christian Wilhelm, Abteilung Pflanzenphysiologie, Uni Leipzig
Leipzig, im März 2015

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