Die zur Tradition gewordene, zweitägige Mitteldeutsche Pflanzenphysiologie-Tagung wurde in diesem Jahr im Jenaer Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie veranstaltet. An beiden Tagen fanden insgesamt fünf Sessions statt. In jeder waren Vorträge von Doktorandinnen und Doktoranden der teilnehmenden Unis vertreten und somit stellte jeder Vortragsblock eine abwechslungsreiche Mischung verschiedener Themenbereiche dar. Die einzelnen Sessions wurden ausnahmslos von den Nachwuchsforschenden geleitet. Ihrer guten Kontrolle war es zu verdanken, dass die Vortragszeiten sehr gut eingehalten wurden und sämtliche Kaffeepausen pünktlich starteten.
Den Auftakt der diesjährigen Tagung machte Prof. Dr. Edgar Peiter aus Halle mit einem Vortrag über die Funktion von Calcium und Mangan als Signal-und Nährstoffe in Pflanzen. Er zeigte dabei eindrucksvoll wie verschiedene Stressstimuli auch zu Calciumsignalen in entfernten, nicht betroffenen Blättern führen können. Dann waren die Doktoranden an der Reihe: Antonia Schad, aus der AG von Professor Christian Wilhelm (Leipzig), hielt einen Vortrag über ihre Vorgehensweise zur Identifizierung eines für biotechnologische Anwendungen geeigneten Chlamydomonas-reinhardtii-Stammes. Anschließend berichtete die zur AG um Professorin Jutta Ludwig-Müller (TU Dresden) gehörende Madeleine Neumann über ihre Fortschritte und Erkenntnisse. Sie generiert und analysiert mit bakteriellen Halogenasen transformierte Brassicaceen-Haarwurzeln.
Die zweite Session wurde von Sandy Schrahn, einer Doktorandin der AG um Professor Udo Johanningmeier (Halle), eingeleitet. Sie sprach über die Lokalisation und Akkumulation verschiedener im Chloroplasten exprimierten eGFP-Konstrukte. Aus dem Arbeitskreis von Professorin Maria Mittag (Jena) stellte Wei Li seine Arbeit an der funktionellen Charakterisierung des Chlamydomonas-Photorezeptors CRY-DASH1 vor. Anschließend stellte Sylvie Schäfer, der AG um Professor Klaus Humbeck (Halle) zugehörig, ihre Arbeit an Arabidopsis thaliana vor. Sie sprach über ihren Mutantenscreen zur Identifizierung epigenetischer Kontrollfaktoren der Blattseneszenz. Die vierte Sprecherin der Session war Maria Paulman, welche den AGs von Dr. Grit Kunert und Dr. Alexandra Furch (Jena) angehört. Sie hielt einen Vortrag über den möglichen Zusammenhang zwischen Phloem-assoziierten Verteidigungsmechanismen und der Vielfalt an Wirtsrassen der Erbsenblattlaus.
De letzte Session für diesen Tag begann mit einem Vortrag über die Ausbildung von Stromuli in Abhängigkeit von der Position des Chloroplasten in der Zelle. Dieser wurde von Dr. Martin Schattat (Halle) gehalten. Im Anschluss sprach Matthias Hirth, aus der AG von Professor Severin Sasso (Jena), über die Funktion von Ovothiol A in Chlamydomonas reinhardtii. Juliane Bergner, aus der AG Wilhelm, arbeitet an der Anwendung von pflanzlichen Isoprenen für menschliche Belange. Sie hielt einen Vortrag über die Expression des aus der Pappel stammenden Isoprensynthase Gens ISPS2 in Algen. Aus der AG von Professor Ralf Bernd Klösgen (Halle) hielt Matthias Reimers den letzten Vortrag des Tages über die Isolation und Charakterisierung des thylakoidalen TatBC-Komplexes.
Die Teilnehmenden ließen den Abend in entspannter Atmosphäre beim Buffet in der Papiermühle ausklingen. Dabei gab es reichliche Gelegenheiten, sich weiter auszutauschen und die vorangegangenen Vorträge zu diskutieren.
Auch am nächsten Tag ging es mit spannenden Vorträgen weiter. Den Anfang der ersten Session machte Dr. Matthias Zimmermann aus der AG Furch mit seinem Vortrag wie Herbivoren elektrophysiologische Reaktionen auslösen. Dabei ging es insbesondere um die Reizweiterleitung innerhalb des vaskularen Systems der Pflanze. Weiter sprach Christiane Mohr, der AG Humbeck zugehörig, über epigenetische, transkriptionelle und posttranskriptionelle Umprogrammierungen während entwicklungs- und stressbedingter Seneszenz in Gerstenblättern. Aus der AG Ludwig-Müller hielt Sabine Marschollek einen Vortrag über Ihre Arbeit an der Untersuchung des Einflusses der beiden Pilze Piriformospora und Pelliciarosea auf eine Infektion von Brassicaceen mit dem Protisten Plasmodiophora. Im Anschluss hielt Lisa Bischoff aus der AG Peiter einen Vortrag über die Frage, ob Calcium als Schlüsselregulator für die Funktionsweise von Wurzelknöllchen dient.
Die letzte Session der diesjährigen Pflanzenphysiologie-Tagung wurde von Monique Liebers aus der AG von Professor Thomas Pfannschmidt (Grenoble) eröffnet. Sie hielt einen Vortrag über ihre Arbeit an der nuklearen Kontrolle der Chloroplastenbiogenese. Fortgesetzt wurde die Session von Ivo Bertalan, Mitglied der AG Johanningmeier. Er sprach über die Möglichkeit, Chloroplasten als Expressionsplattform für die Produktion rekombinanter Proteine zu nutzen. Im Anschluss sprachen zwei Doktoranden aus Jena, Prasad Aiyar und Daniel Schaeme, aus den AGs Mittag und Sasso. Beide hielten zusammen einen Vortrag über die Identifikation neuer Sekundärstoffe, die eine Rolle bei der Interaktion zwischen Chlamydomonas reinhardtii und anderen Mikroorganismen spielen. Deborah Bozzato, aus der AG Wilhelm, stellte ihre Arbeit „Glykolatexkretion in Chlamydomonas als Reaktion auf verschiedene Umweltbedingungen“ vor. Der letzte Vortrag des Tages kam von einem Mitglied der AG Klösgen. Mayank Sharma evaluierte die Methoden, die der Bestimmung der subzellulären Lokalisation von Proteinen dienen, die in zwei verschiede Zellkompartimente transportiert werden.
Mit diesem letzten Beitrag gingen zwei Tage voller interessanter Vorträge, intensivem Gedankenaustausch, guten Unterhaltungen und gutem Essen zu Ende. Die Tagung wurde finanziell durch die Deutsche Botanische Gesellschaft unterstützt. Mit dem Geld konnte ein Teil der Fahrt- und Übernachtungskosten der angereisten Redner gedeckt werden. Die Pausenversorgung wurde durch die finanzielle Unterstützung von CLF Plant Climatics sichergestellt. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bei beiden Sponsoren bedanken.
Jena, im April 2016