Die Grundlagen von Symbiosen, Endosymbiosen, und Endocytobiosenen sind spezifische Interaktionen zwischen Organismen. Ähnlich verhält es sich mit Tagungen, auch hier stehen die Interaktionen zwischen den Wissenschaftler/innen im Vordergrund. Die ISE trifft sich alle drei Jahre; in den jeweils dazwischen liegenden Jahren finden sich die deutschen Forschenden jährlich zu kleineren Tagungen. Bei der 18. Jahrestagung der Deutschen Sektion der ISE trafen sich diesmal knapp 80 Teilnehmende vom 3. - 6. September 2017 in Konstanz am Bodensee, um die neuesten Ergebnisse ihrer Arbeiten zu diskutieren. Die Tagung wurde organisiert von Professor Peter Kroth und seinem Team. Die meisten Teilnehmenden reisten aus Deutschland an, die übrigen aus Frankreich, Österreich, Kanada und Japan. Das Besondere dieser Tagungen ist stets der hohe Anteil junger Nachwuchswissenschaftler, die hier eine willkommene Gelegenheit erhalten, ihre Arbeiten präsentieren zu können und Erfahrungen zu sammeln.
Auftakt im Naturkundemuseum mit Aussicht
Das Treffen begann mit einem gemeinsamen Abend im Bodensee-Naturmuseum und einem spektakulären Blick aus dem Panoramafenster auf den Bodensee. In den nächsten zweieinhalb Tagen wurden in 10 Symposien insgesamt 40 Vorträge zu verschiedenen Aspekten von Zellen, Organellen und Symbiosen präsentiert. Einen großen Bereich nahmen hier die Plastiden ein, sowohl hinsichtlich ihrer Funktion, als auch ihrer Entstehung. Auch molekulare Aspekte der Mitochondrien sowie die Nutzung von Algen-Plastiden durch Meeresschnecken waren spannende Themen. Neben den Vorträgen wurden insgesamt 19 Poster präsentiert. Der Präsident der ISE-G, Professor Jörg Nickelsen aus München, zeigte sich hoch zufrieden über die hohe Teilnehmerzahl und Aktualität sowie Qualität der Beiträge.
Ansichten eines Profs
Ein besonderes Ereignis in diesem Jahr war der Vortrag von Professor Stefan Binder, der einfühlsam an den kürzlich mit 64 Jahren viel zu früh verstorbenen Ulmer Professor Dr. Axel Brennicke erinnerte. Brennicke hatte sich mit Mitochondrien aus der Nachtkerze, Oenothera berteriana, und später auch aus Arabidopsis thaliana beschäftigt. Neben seinen international vielbeachteten Arbeiten war Schreiben seine große Leidenschaft. Der Pflanzenforscher wurde auch durch seine ironischen wie kritischen Töne zum täglichen Wissenschaftsbetrieb einem breiteren Publikum bekannt. So schrieb er regelmäßig Artikel in der Fachzeitschrift „Laborjournal“ in einer eigenen „Ansichten eines Profs“ genannten Rubrik und verfasste Bücher wie „Wollen Sie wirklich Wissenschaftler werden? …dann los!“, aber auch Lehrbücher wie „Mohr/Brennicke: Pflanzenphysiologie“.
Preise
Auch dieses Mal hatte die Firma Eppendorf Preise in Form von automatischen Pipetten gespendet, so dass drei Eppendorf-Preise für die besten Vorträge von Nachwuchswissenschaftlern vergeben werden konnten. Diese gingen an Athena Hristou (Bochum, 1. Preis für den Vortrag "Interaction studies of cpSRP54 and chloroplast ribosomes within the cotranslational cpSRP pathway"), Matthias Burger (Ulm, 2. Preis für den Vortrag "Assembling RNA editosomes in Marchantia polymorpha") und an Daniel Neusius (München, 3. Preis für den Vortrag "Molecular characterization of the RNA-binding activity of the E2-subunit of the chloroplast pyruvate dehydrogenase complex"). Zudem wurde Marie-Kristin Nagel (Konstanz) mit dem Peter Sitte-Posterpreis ausgezeichnet für Ihre Präsentation von "Function of AMSH3 and SH3P2 in intracellular membrane trafficking in Arabidopsis thaliana". Dank der Förderung durch die DBG konnte vielen Nachwuchsforschern die Teilnahme ermöglicht werden.
Konstanz, im Oktober 2017
Prof. Dr. Peter Kroth, Lehrstuhl Pflanzenökophysiologie, Universität Konstanz