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Ausführlicher Bericht mit mehr als sechs Tipps und Tricks
(direkt zur Zusammenfassung)
Gerade die Phase nach der Doktorarbeit stellt für die meisten jungen Forschenden eine Zeit dar, in der es um das Erlangen weitere Schlüsselqualifikationen sowie die Einwerbung von Drittmitteln geht, um sich erfolgreich dauerhaft in der Wissenschaft zu etablieren.
Als kompetente Referenten konnten Dr. Roswitha Schönwitz von der DFG-Geschäftsstelle, Prof. Dr. Gerhard Haszprunar von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und der LMU München als Repräsentant der musealen Zoologie, Prof. Joachim Kadereit, PhD, von der Universität Mainz als universitärer Botaniker, Dr. Frank Bode aus der Stabsstelle Forschungsförderung der Universität Gießen sowie Dr. Berit Gehrke von der Uni Mainz und Dr. Roland Schultheiß von der Uni Gießen gewonnen werden. Die beiden zuletzt genannten Redner sollten aus ihrer ganz persönlichen Sicht erörtern, wo sie mögliche Fallstricke und Probleme in der frühen Karriereplanung eines jungen Systematikers sehen.
Zu Beginn hieß PD Dr. Birgit Gemeinholzer als Initiatorin alle Angereisten herzlich zum Workshop willkommen und übergab sogleich an Prof. Dr. Volker Wissemann, der in seiner Funktion als Prodekan des Fachbereichs Biologie und Chemie der Universität Gießen alle Anwesenden mit der lehrreichen Herleitung des klassischen Zitats „Quo vadis?“ begrüßte, das seine früheste Erwähnung im 2. Jahrhundert nach Christus habe und sich auf die Geschichte beriefe, in der der Apostel Petrus auf seiner Flucht aus Rom Christus begegnet sei. Petrus fragte ihn „Quo vadis, Domine?“ („Wohin gehst du, Herr?“), woraufhin dieser zur Antwort gab „Venio Romam iterum crucifigi.“ („Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen“). Daraufhin kehrte Petrus um und wurde in Rom gefangengenommen und gekreuzigt. Allerdings wünschte Wissemann den Nachwuchswissenschaftlern, dass ihr Weg anders verlaufen wird.
Von den eingeladenen Referenten begann Professor Haszprunar indem er seine Ausführungen aus Sicht der Zoologie mit der kritischen Feststellung einleitete, dass das zentrale Problem in Deutschland ist, dass trotz der Bedeutung der Systematik keine Stellen für organismische Systematiker an deutschen Universitäten (mehr) existieren. Dies habe verschiedene Ursachen und sehe im Übrigen in der Botanik etwas anders aus. In der Konsequenz bliebe fast nur das Museum als „Reservat der [zoologischen] Systematik“. Allerdings hätten die Museen ̶ mit lediglich einer ihm bekannten Ausnahme ̶ keinen direkten Ausbildungsauftrag. Daher sei der Fall ideal, wenn eine Kombination von Universitätsprofessur und Museumsleitung zusammenfallen wie es z.B. in Berlin, Bonn, Dresden etc. zu beobachten sei.
Sechs konkrete Karriere-Tipps
Ferner gab Haszprunar den Nachwuchswissenschaftlern Tipps, um ihre Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu erhöhen:
Sich einen guten Stall zu suchen! Bereits möglichst früh in der Ausbildung sei es hilfreich, sich eine Arbeitsgruppe mit internationalem Ruf zu suchen. Da die Botanik stets an eine Universität gebunden sei, gebe es relativ viele botanische Systematiker in Deutschland. Hingegen sind die botanischen Abteilungen an Naturkundemuseen relativ klein mit wenigen Ausnahmen, wie z.B. dem Naturalis Museum in Leiden oder dem Missouri Botanical Garden in den USA. In der Zoologie finden sich systematische Arbeitsgruppen hingegen nur an Forschungsmuseum. Die hohe Reputation einer international anerkannten Arbeitsgruppe könne später von entscheidender Bedeutung werden.
Primär methodisch und nicht systematisch denken! Da alle Organismengruppen spannend sind, sollte sich das gewählte Thema der Doktorarbeit an den Methoden orientieren. Selbstkritische Überlegungen sind hierfür sehr wichtig und jeder sollte sich fragen, wo seine/ihre Stärken liegen? In jedem Fall muss der gewählte Weg drittmittelfähig sein, um erfolgreich zu sein. Empfehlenswert sei es, sich möglichst mehrere Methoden anzueignen und integrativ zu arbeiten. So sind z.B. in der Molekulargenetik die Auswertungsmethoden wesentlich vielfältiger geworden. Die beherrschten Methoden sind entscheidend bei der Auswahl von Kandidaten für freie Stellen. Im Mittelpunkt steht oft die Frage, ob der Kandidat etwas methodisch Neues mitbringt, das noch nicht am Haus vertreten ist. Haszprunar betonte hierbei, dass vor allem die Biodiversitätsinformatik aufgrund der stetig wachsenden Datenmengen zunehmend wichtiger werde.
Primär biologisch, nicht systematisch denken! Dieser Aufforderung liegt die ernüchternde Tatsache zugrunde, dass „reine“ Systematik und Taxonomie nicht durch die DFG förderungsfähig sind. Daher müsse die Gruppe nach allgemeinen und biologisch interessanten Fragestellungen gewählt werden, wie z.B. Artbildungsprozessen, Merkmalsevolution, Biogeographie oder Angewandtes.
Dieses allgemeine biologische Thema sollte dann auch im Titel von Anträgen und Publikationen aufgeführt werden. Haszprunar verdeutlichte dies mit dem Wiener Ausspruch: „Guten Platz, gute Würschtl, gute Stimme!“
Dissertationsphase ist Schlüsselqualifikation! Bei Bewerbungsverfahren zählen nahezu ausschließlich Publikationen, daher ist es fast zwingend notwendig, die Dissertation kumulativ zu schreiben. Dabei wird auch gleich geübt, wissenschaftliche Artikel zu verfassen. Im Gegensatz zu früher geht es heute nicht mehr um das „Opus Magnum“, also zum Beispiel eine große taxonomische Revision. Bei den gewählten Zeitschriften zur Datenpublikation, ist es enorm wichtig, dass diese ISI-gelistet sind. Je höher der Impact Factor ist, desto besser. Allerdings kann man in höher gepunkteten Journals keine Revisionen publizieren, sondern es bedarf allgemeiner Fragestellungen, die behandelt werden. Haszprunar betonte in diesem Zusammenhang, dass bei der Nennung einer Art immer auch die Originalartbeschreibung zitiert werden sollte. Artbeschreibungen sind hypothesenbasiert, nicht rein deskriptiv. Ideal für Nachwuchswissenschaftler sind strukturierte Doktorandenprogramme, um gute Soft Skills zu entwickeln, zum Beispiel, wie mache ich eine gute Präsentation?
Ausstellungen an Museen! Die Ausstellungstätigkeit ist eine besondere Form der Publikation, und daher Wissenschaft laut Richtlinien des Wissenschaftsrats (28.1.2011). Das Ausstellungswesen wird heute in der Regel durch Spezialisten realisiert, die jedoch keine Wissenschaft mehr betreiben. Daher müsse man sich entscheiden, entweder Forschung oder Ausstellungen zu machen. Nur in kleineren, regionalen Museen agieren Allround-Genies. Dies sind Häuser mit wenigen Wissenschaftlern, die primär Ausstellungen gestalten, da die Träger der Museen oft Kommunen sind. Hier zählen Besucherzahlen für die Evaluierung der Leistung und nicht Publikationen. Daher muss man sich die Frage stellen: Bin ich Didaktiker oder Forscher oder ein Mischtyp? Aber egal, welcher Typ man ist, man sollte sich in jedem Fall in Sponsoring-Trainings schulen lassen.
Sammlungspraxis erwerben! Erfahrungen im Umgang und der Betreuung von wissenschaftlichen Sammlungen sind immer hilfreich. Zudem entwickelt sich die spezifische Literatur über Präparationstechniken schnell. Auch die Sammlungen selbst entwickeln sich weiter und werden immer spezialisierter (z.B. Datenbanken, Samenbanken, Mikropräparate etc.). Daher sei es auch ratsam, sich mit Datenbanken vertraut zu machen. Gerade bei großen Häusern ist dies relevant, um eine digitale Erfassung der gesamten Sammlungen zu gewährleisten. Bisher ist diese Erfassung kaum erfolgt.
In der abschließenden Zusammenfassung verwies Haszprunar darauf, dass Systematik doppelt integrativ sein muss. Erstens in Bezug auf die Datenerhebung und zweitens bei der Auswertung und Anwendung. Innovation und Kooperation sind hier besonders wichtig („Sie müssen gut genug sein, um dem Glück eine Chance zu geben!“).
Im Anschluss referierte Professor Kadereit zunächst darüber, dass im individuellen Lebenslauf eines jeden Nachwuchswissenschaftlers ein Wechsel des Ortes in der wissenschaftlichen Laufbahn sehr empfehlenswert ist, um unterschiedliche wissenschaftliche Kulturen kennenzulernen. Er selbst sei zum Beispiel in England gewesen, wo Hierarchien innerhalb von Instituten ganz anders seien als in Deutschland. Kadereit verwies auch auf die bessere Kommunikation in den USA hin, die er dort kennenlernnte. Nur durch diesen interkulturellen Austausch sei eine allgemeine Erweiterung des Horizonts möglich. So lerne man verschiedene Wege kennen, wie man an Fragestellungen und Probleme herangehen könne.
Suche nach lohnenden Fragen
An Universitäten müssen thematische Fragestellungen der wissenschaftlichen Arbeit zu Grunde liegen, stärker als an Museen. Der Vorteil von Universitäten sei, dass man im Kollegium bessere Anknüpfungspunkte zu anderen Lehrstühlen hat. Dies erbringe neue Perspektiven, Synergien und Kooperationen. An Universitäten werde Wert darauf gelegt, dass Großprojekte und Gruppenförderungen eingeworben werden, denn im nationalen Vergleich werde vor allem darauf geachtet, wie viele Sonderforschungsbereiche eine Uni hat. Hierfür sei Kollaboration zwischen verschiedenen Instituten zwingend notwendig. Da Studierende an Universitäten die meiste wissenschaftliche Arbeit erbringen, muss das Thema einer Dissertation über eine systematische Fragestellung hinausgehen. Auch Kadereit betonte, dass jede Gruppe etwas hat, das von allgemeinem Interesse ist. Solche Themen müssen sich manchmal allerdings auch erst entwickeln. In der frühen Phase der akademischen Laufbahn werden die Themen für Abschlussarbeiten meist noch vorgegeben, spätestens nach der Promotion müssen eigene wissenschaftliche Perspektiven entwickelt werden. Hierfür sei es hilfreich auch allgemeine Fachzeitschriften regelmäßig zu lesen, um neue Ideen zu finden oder Phänomene neu zu entdecken. Auch die Lektüre von klassischen Büchern, wie zum Beispiel die Werke von Ernst Mayr und anderen bedeutenden Biologen, sei nach wie vor sehr wichtig, („Wo sind die Fragen, die noch nicht schlussendlich beantwortet sind?“).
Vollblutwissenschaftler
Wie schon Haszprunar zuvor ausgeführt hatte, sei die methodische Kompetenz des erfolgreichen Nachwuchswissenschaftlers auch in den Augen von Professor Kadereit für eine universitäre Laufbahn sehr wichtig. Allerdings handle es sich hierbei oftmals um Bioinformatik, die nicht in der Ausbildung eines Biologen erlernt werden. Daher seien Kooperationen so essentiell, um verschiedene Methoden anwenden zu können.
Abschließend resümierte Kadereit aus seiner Erfahrung, dass die Voraussetzung für eine erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn besser ist, wenn die Wissenschaft zugleich Hobby/Leidenschaft ist. Daher müsse sich jeder die Frage stellen, welche Bedeutung hat die Wissenschaft für mich? Denn Wissenschaft ist kein Job, wie jeder andere, sondern bedarf besonderer Hingabe. Außerdem sei es essentiell, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden („Lohnt sich der Aufwand noch?“) und effizient zu arbeiten.
Förderung der Forschungsfragen
Dr. Schönwitz aus der DFG-Geschäftsstelle war der Einladung nach Gießen ebenfalls gefolgt und erörterte, dass die DFG Forschung durch finanzielle Unterstützung sowie auch die Zusammenarbeit zwischen Forschern fördert. Hierbei würden verschiedene Aspekte der Forschung gefördert, wie z.B. Einzelprojekte, Kommunikation, Sachbeihilfen, Nachwuchsakademien, Infrastruktur etc. Die Einzelförderung sei typischerweise eine Sachbeihilfe und muss Grundlagenforschung sein. Im Hinblick auf die Arbeit an Naturkundemuseen erinnerte sie daran, dass an Museen keine Projekte gefördert werden, die nicht ohnehin schon zur Aufgabe der Museen gehören! Besonders interessant für Nachwuchswissenschaftler dürfte der Umstand sein, dass Erstanträge unter vereinfachten Bedingungen begutachtet werden. Dies beträfe ein Postdoc-Stipendium für das Ausland genauso wie die eigene Stelle. Beide Antragsformen seien sehr flexibel handhabbar. Rücksprachen mit der Geschäftsstelle können hierbei sehr hilfreich sein. Da diese beiden Fördermöglichkeiten am wichtigsten für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind, ging Frau Schönwitz genauer auf diese Optionen ein. Das Forschungsstipendium sei besonders für Erfahrungen im Ausland geeignet, um dort Projekte zu realisieren, neue Kooperationspartner zu gewinnen oder neue Methoden zu erlernen. Die Sachbeihilfe für ein Projekt innerhalb Deutschlands schließe in der Regel die eigene Stelle mit ein.
Wie werden Förder-Anträge begutachtet und bearbeitet?
In der Regel werden zwei internationale Gutachten eingeholt, führte Schönwitz aus. Die jeweiligen Fachkollegien entscheiden dann über die Förderung eines Antrags vor dem Hintergrund der Gutachten. Wenn ein Antrag abgelehnt wird, sollte man überdenken, was umformuliert und geändert werden müsse. Hierbei sei es hilfreich, die Argumente der Gutachter für eine Ablehnung neutral zu bewerten und zu berücksichtigen, bevor der Antrag erneut eingereicht wird. Auch Anträge mit einer systematischen Fragestellung müssen hypothesenbasiert sein. Eventuell auftretende Probleme eines Projekts sollten bei der Antragstellung bereits erwähnt und Alternativen aufgezeigt werden. Dies mache eine positive Bewertung eines Antrags wahrscheinlicher. Zum Schluss verdeutlichte Dr. Schönwitz, dass ABS-Maßnahmen (Access and Benefit Sharing) wichtig im Rahmen der CBD (Convention on Biological Diversity) sind, die mit dem Vocal Point des jeweiligen Landes abzuklären sind.
Alternativen zur DFG
Als nächster Redner sprach Dr. Bode von der Universität Gießen darüber, dass es wichtig ist, als Nachwuchswissenschaftler Soft Skills zu erwerben. Sein Schwerpunkt lag ferner auf den alternativen Forschungsförderungen zur DFG. Hierbei unterschied er zwischen der themengeleiteten Forschung, die vom Bund (häufig durch Stiftungen) oder die EU gefördert werde, und der themenoffenen Forschung, für welche DFG, EU oder einzelne Stiftungen in Frage kämen.
In Bezug auf die themengeleitete Forschung innerhalb der EU merkte Bode kritisch an, dass das Fachgebiet Systematik im 7. Rahmenprogramm gar nicht auftauche, höchstens noch in den Rubriken Lebensmittel oder Gesundheit. Bei den Starting Grants der EU sei die Bewilligungsquote mit 3-5% zwar enorm niedrig, jedoch solle man sich nicht direkt davon abschrecken lassen. Da andere EU-Länder keine DFG-ähnliche Förderinstitution haben, liefen hier häufiger mittelmäßige Anträge zusammen. Darüber hinaus bemerkte Bode, dass der Deutsch-Akademische-Austauschdienst (DAAD) auch Postdoc-Stipendien für Aufenthalte im Ausland bereit hielte. Der DAAD böte auf seiner Homepage den Service einer guten Suchmaschine nach anderen Fördermöglichkeiten. Das BMBF fördere zwar Nachwuchsgruppen, allerdings sei dieses Programm für Systematiker wenig geeignet, da die Förderung thematisch sehr eingeschränkt sei.
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung erhebe einen exklusiven Anspruch. Interessanter sei für den systematischen Nachwuchs die VW-Stiftung, da sie themenoffene Projekte fördere, die eine gesellschaftliche Relevanz haben. Leider ist der Evolutionsschwerpunkt jedoch jüngst eingestellt worden. Zuletzt erwähnte Bode noch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die eine Option für Aufenthalte in außerdeutschen Forschungseinrichtungen sei.
Wie verkaufe ich meine Idee?
Im Anschluss hob Bode kurz einige allgemeine Punkte hervor, die bei der Antragstellung unbedingt berücksichtigt werden sollen:
- Problembeschreibung: Warum ist das Projekt notwendig?
- Zielorientierung: Warum Antragstellung bei EU, DFG oder BMBF?
- Neuheitsgrad: Da gibt es zwar schon, aber…
- Notwendigkeit: Warum jetzt?
- Konsortium: Warum ich/wir?
Wie stelle ich meine Idee dar?
Bode mahnte ferner, den begrenzten Zeitrahmen der Gutachter zu beachten sowie zwingende Formulierungen, kurze Sätze und Schlüsselbegriffe zu verwenden und hervorzuheben. Illustrierte Diagramme und Tabellen seien bei der Antragstellung ebenfalls sehr wichtig, da der Text hierdurch aufgelockert wird und so komplexe Inhalte besser erklärt werden können. Ein weiterer Rat sei, externe Hilfe von Kollegen bei der Antragstellung zu nutzen. Auch die Verwertung der zu erarbeitenden Ergebnisse müsse beachtet werden („In welchem Journal wird etwas publiziert werden?“). Er fasste seine Ausführungen mit der Frage zusammen: „Wo komme ich her, wo will ich hin und wie komme ich dort hin?“ und endete mit einem Zitat von Samuel Beckett (“Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better.”). Hierzu ergänzte Haszprunar treffend: „Wer’s nicht versucht, hat schon verloren!“ und ermutigte somit alle Teilnehmer, sich nicht vor der Antragstellung zu scheuen.
Karriere trotz Kindern
Am Nachmittag des ersten Tages berichteten zudem zwei Postdoktoranden von ihren eigenen Erfahrungen, um eventuell neue Perspektiven aufzuzeigen oder nützliche Hinweise für den erfolgreichen Sprung ins Arbeitsleben eines motivierten Nachwuchswissenschaftlers zu geben. So habe Berit Gehrke aus Mainz Familie und Beruf während ihrer Doktorandenzeit und jetzigen Postdoc-Phase immer gut vereinbaren können, trotz diversen Auslandsaufenthalten mit Familie. Sie betonte hierbei, dass der Rückhalt der Betreuer sehr wichtig sei, nicht nur für die Reputation, sondern auch in Bezug auf flexible Arbeitszeiten (etwa arbeiten, wenn die Kinder schlafen). Aus ihrer bisherigen Sicht ist es leichter, mit sehr kleinen Kindern eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen. Problematisch bei zu häufigem Ortswechsel werden z.B. Wartezeiten auf einen Kindergartenplatz.
Als zweites berichtete Roland Schultheiß aus Gießen über seinen Werdegang und seine laufenden Projekte über Gastropoden im afrikanischen Rift Valley, die ähnlich wie die bekannten Buntbarsche einen species flock mit vielen noch unbeschriebenen Arten darstellen.
Nach einer abschließenden Diskussion stärkten sich alle Teilnehmer und Referenten des Workshops an Pizza und leckeren Salaten und vertieften ihre Fragen und Erwartungen in angeregten Gesprächen mit den erfahrenen Wissenschaftlern.
Think Big!
Am zweiten Tag des Workshops hatten allen Doktoranden und frühen Postdocs Gelegenheit, ihre jeweiligen Planungen und Projekte in 10minütigen Präsentationen vorzustellen, um ihr persönliches Potential für einen möglichst erfolgreichen Drittmittelantrag zu eruieren. Sie erhielten ein dezidiertes Feedback mit Ratschlägen, welche Punkte stärker für den weiteren Werdegang und bei der Antragsstellung berücksichtigt werden müssen, um vor den Gutachtern zu bestehen und vor allem auch Raum für zukünftige persönliche Entwicklungen zu lassen. Gegen Mittag waren alle Vorträge gehalten und Gemeinholzer resümierte noch einmal die wesentlichen Punkte, die sie zuvor schon betont hatte. Demnach sei es sinnvoll, seine eigene Arbeit in einen größeren, wenn nicht globalen Kontext zu stellen, als sich auf eine kleine, lokal begrenzte Organismengruppe zu konzentrieren. „Think big“ war in dieser Hinsicht ihre Parole, um durch eine große internationale Publikation bevorzugter Weise in Kooperation mit anderen Kollegen eine möglichst breite Aufmerksamkeit zu erlangen und sich auf dem Wissenschaftsmarkt zu positionieren. Für die Arbeit an einem Naturkundemuseum sei es sicherlich hilfreich, eine Nische zu finden, da DNA-Sequenzierungen mittlerweile zum Standardrepertoire von jungen Systematikern gehören und somit kein Alleinstellungsmerkmal mehr seien.
Fortsetzung gewünscht
Zum Abschluss meinten die aus ganz Deutschland angereisten Nachwuchswissenschaftler, dass ihnen der Workshop sehr geholfen hat. Eine mögliche Neuauflage der Veranstaltung könnte durch einen erfahrenen Zoologen sicherlich noch bereichert werden. Doch gerade der Blick über das eigene Forschungsfeld hinaus wurde von allen Teilnehmern als sehr anregend empfunden. Wir bedanken uns sehr für die finanzielle Unterstützung des Workshops bei der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG) sowie der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS).
Gießen, im Januar 2013, PD Dr. Birgit Gemeinholzer, AG Spezielle Botanik, JLU Gießen ist Vize-Präsidentin der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS)
Dr. Andre Koch, Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, ist Sprecher der Fachgruppe junge Systematiker der GfBS
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