Actualia · Tagungsbericht

Doktorandentreffen zur Entwicklungsbiologie von Pflanzen

Teilnehmende der 8th International PhD School in Plant Development. Foto: PhD School 2015 (zum Vergrößern anklicken)
Die Gewinnerinnen des Poster- und Vortragspreises Rita A. Batista (links) und Anna Daneva (Mitte) mit Professor Kay Schneitz vom Organisationsteam. Foto: Sebastian Scholz (zum Vergrößern anklicken)

Fast 50 Nachwuchswissenschaftlerinnen, Nachwuchswissenschaftler und „alte Hasen“ waren vom 7. – 9. Oktober im deutschen Retzbach-Zellingen zur 8th International PhD School in Plant Development zusammen gekommen. Der Bericht nennt Themen, Methoden und Schwerpunkte, verrät, wer Poster- und Vortragspreis ergatterte, und beschreibt die jüngsten fachlichen Trends, wie etwa die zunehmende interdisziplinäre Ausrichtung bei der Analyse von Entwicklungsvorgängen in Pflanzen. Was die Zusammenkunft den aus zehn Ländern angereisten Nachwuchskräften brachte, schildert Mitorganisator Professor Kay Schneitz in seiner Tagungsnachlese.

Seit seiner Gründung im Jahr 2008 hat sich die "International PhD School in Plant Development" als das einzige Treffen etabliert, das sich dezidiert mit der pflanzlichen Entwicklungsbiologie auseinandersetzt. Es bietet eine einzigartige Plattform, bei der sich angehende und erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler treffen und über die neuesten Entwicklungen in diesem faszinierenden Gebiet austauschen. Die Konferenz deckt ein breites Spektrum ab und thematisiert die wichtigsten Fortschritt in den Bereichen vegetativer und reproduktiver Entwicklung, den Zusammenhängen zwischen Entwicklung und Evolutionsbiologie, Stammzellbiologie, Systembiologie und der mathematischen Modellierung entwicklungsbiologischer Prozesse.

Vorwiegend Nachwuchskräfte präsentieren und moderieren

Jede der zehn Sitzungen wird durch einen Vortrag einer international bekannten und erfahrenen Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers eingeleitet. Jedoch halten Doktoranden und junge Postdoktoranden die meisten Vorträge. Sie führen auch durch die Sitzungen und die wissenschaftlichen Diskussionen. Diese relativ kleine Konferenz mit dem Fokus auf pflanzliche Entwicklungsbiologie, stellt für angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine einzigartige Möglichkeit dar, ihre Arbeiten in einem freundlichen und intimen Rahmen vorzustellen. So können sie von dem Austausch mit gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen, wie auch von der Diskussion mit den erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre weitere Arbeiten und wissenschaftliche Entwicklung profitieren. Die Konferenz dient auch der Unterstützung der eigenen Karriere, da ungezwungen auch persönliche Kontakte mit möglichen Arbeitgebern geknüpft werden. Als wichtiger und durchaus willkommener Nebeneffekt wird durch dieses Treffen die Sichtbarkeit und Attraktivität des Standorts Deutschland für internationale Pflanzenbiologen erhöht.

Dieses Jahr nahmen 49 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Konferenz teil. Wie schon in der Vergangenheit kamen die Nachwuchskräfte aus vielen verschiedenen Europäischen Ländern wie Belgien, Dänemark, Deutschland, Grossbritannien, Holland, Italien, Spanien, Schweiz, Tschechische Republik und der Türkei.

Themenspektrum

Das Treffen deckte ein breites wissenschaftliches Spektrum der modernen pflanzlichen Zell- und Entwicklungsbiologie ab und es ist unmöglich einen einzelnen Beitrag gesondert hervorzuheben. Zentrales Thema war, wie die Kombination von Genetik, modernen bildgebenden Verfahren und Computermodellierung neue Einblicke in die Embryo-, Wurzel- und Blattentwicklung geben kann. Die oft vernachlässigte Rolle des programmierten Zelltods in der Pflanzenentwicklung wurde ebenso diskutiert wie der Befruchtungsvorgang und die epigenetische Kontrolle der reproduktiven Entwicklung. Neue Daten und aufregende Einblicke in wichtige und zuerst in Arabidopsis entdeckte regulatorische Kaskaden wurden gewährt, etwa die Kontrolle des Blühzeitpunkts in Spezies wie der Pappel oder Arabis alpina.

Interdisziplinarität erforderlich

Die Konferenz machte einmal mehr klar, wie schnell sich die moderne Pflanzenentwicklungsbiologie in ein multi-disziplinäres Unterfangen entwickelt. Um neue Fragen angehen zu können, müssen Entwicklungsbiologen in der Lage sein, eine Vielzahl von Methoden kompetent anwenden und diskutieren zu können. Ansätze wie modernste Mikroskopie, zum Beispiel die Lichtblattmikroskopie oder computergestützte Morphometrie und die Bildung von digitalen Organmodellen, die mathematischen Modellierung, um die Logik von regulatorischen Kaskaden zu verstehen, bis hin zu Methoden der quantitativen Genetik, um neue Faktoren zu identifizieren die entwicklungsbiologischen Prozess steuern, werden in Zukunft immer wichtiger werden.

Mit Preisen ausgezeichnete Nachwuchskräfte

Es war erfreulich, dass nicht nur nach den Vorträgen oder während der Postersitzungen engagierte und bereichernde wissenschaftlichen Diskussionen stattfanden. Die durchschnittliche Qualität der von den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehaltenen Präsentationen war eindrücklich. Nach einer Abstimmung unter den Doktorandinnen und Doktoranden wurde der Vortrag von Frau Rita A. Batista von der Swedish University of Agricultural Sciences in Uppsala und das Poster von Frau Anna Daneva von der Ghent University jeweils mit einem Preis ausgezeichnet. Batista legte dar, wie das Hormon Auxin die Befruchtung und Endospermentwicklung koordiniert. Daneva zeigte, wie Seneszenz-induzierter Zelltod die Rezeptivität der Narbenfäden bei Mais beeinflusst.

Fazit und kommendes Treffen

Der kontinuierliche Erfolg zeigt, dass sich dieses Treffen im jährlichen Konferenzkalender etabliert hat, und dass die Gemeinschaft der Pflanzenentwicklungsbiologen seine Qualitäten schätzt. Die Konferenz wird daher auch im nächsten Jahr vom 5.-7. Oktober 2016 wieder in Retzbach-Zellingen stattfinden. Bitte notieren Sie sich diesen Termin.

Freising, im Oktober 2015, Prof. Dr. Kay Schneitz, Entwicklungsbiologie der Pflanzen, TU München

Die DBG hat die Teilnahme von Nachwuchskräften finanziell gefördert.

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