Actualia · Tagungsbericht

Zell und Molekularbiologie der Grünalge Chlamydomonas reinhardtii

Teilnehmende der Konferenz vor dem Fürstbischöflichen Schloss in Münster. Foto: The Chlamy2025 Organizing Committee

270 Forschende diskutierten ihre neuesten Ergebnisse bei der International Conference on the Cell and Molecular Biology of Chlamydomonas. Die Organisatoren Prof. Dr. Michael Hippler und Prof. Dr. Michael Schroda geben einen Einblick in die jüngsten Forschungsschwerpunkte am etablierten Modellorganisamus der Algenforschung und schildern, was den Teilnehmenden besonders gefiel. 

Vom 25. bis 29. August 2025 trafen sich 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich in Münster zur 21st International Conference on the Cell and Molecular Biology of Chlamydomonas. Über zwei Drittel der Teilnehmenden kam aus dem Ausland, hauptsächlich aus Europa, aber auch viele aus den USA, China und Japan. Durch die Unterstützung der Konferenz seitens der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG) konnten die Teilnahmegebühren für einige Doktorandinnen und Doktoranden niedrig gehalten werden. 

Die Vorträge wurden im Fürstenberghaus gehalten, Mittagessen gab es in der Mensa am Aasee und Abendessen, Posterpräsentationen sowie die Party fanden in einem großen Zelt direkt vor dem Fürstbischöflichen Schloss statt. So sind wir täglich bis zu 10 km zwischen den Orten der Veranstaltung gelaufen und haben es durch den regen wissenschaftlichen Austausch unterwegs nicht einmal bemerkt! Hier mussten sich alle den typischen Münsteraner Blick über die Schulter angewöhnen, um keinen der unfassbar vielen Fahrradfahrer in der Stadt zu übersehen.

Themenspektrum

In den 86 Vorträgen und 122 Postern waren die Themen Photosynthese, Organellen, Reaktionen auf Umweltveränderungen, Biotechnologische Anwendungen, Strukturbiologie, Cilien sowie neue Methoden und Werkzeuge prominent. Da Chlamydomonas in Europa vornehmlich zur Untersuchung der Photosynthese verwendet wird, gab es drei große Photosynthese-Sessions. Ein Highlight war die neue Barcode-markierte Mutanten-Bibliothek aus dem Jonikas-Labor (Princeton, USA) mit 71.700 neuen Mutanten, die 80% des Genoms abdecken. Weiterhin fiel auf, wie routinemäßig die Genschere CRISPR/Cas9 zum Einsatz kommt. Auch die besondere Eignung von Chlamydomonas für cryo-ET basierte Strukturbiologie wurde deutlich, besonders schön illustriert durch das mitochondriale Respirasom im Vortrag von Florent Waltz (Biozentrum Basel, CH). 

Weit bekannte Chlamydomonas Wissenschaftler

Highlights waren die Plenarvorträge von Peter Hegemann (Berlin) und Nathan Nelson (Tel Aviv, Israel). Peter Hegemann, der sich um die Etablierung der Optogenetics dank seiner bahnbrechenden Arbeiten am Channelrhodopsin verdient gemacht hat, berichtete darüber wie ein heterodimerer Proteinkomplex mit zwei Chromophoren blaues und rotes Licht absorbieren kann. Der 87-jährige Nathan Nelson zeigte uns, wie man mit fortgeschrittenem Alter noch an der vordersten Front der Forschung sein kann! In seinem messerscharfen Vortrag zeigte er uns Strukturen von Photosystem II-Assemblierungsintermediaten in Chlamydomonas, aus denen die zwei neuen Assemblierungsfaktoren Psb1 und 2 hervorgingen.

Vortrags- und Poster-Preise gingen nach England und China

Der erste Preis für den besten Vortrag eines Nachwuchswissenschaftlers ging an Ousmane Dao von der University of York, UK, für seinen Beitrag Photorespiration is essential for acclimation to low CO₂ in Chlamydomonas. Den erste Preis für das beste Poster eines Nachwuchswissenschaftlers erhielt Lian Ye vom Institut für Hydrobiologie in Wuhan, China mit seinem Beitrag RNA-based transient expression and cell-wall surface display expand the synthetic biology toolbox of Chlamydomonas reinhardtii.

Fazit

Zusammenfassend war diese Tagung ein großer Erfolg: Das schöne Münster und das wunderbare Schloss lieferten eine unvergessliche Kulisse. Die Tagung wurde vor allem von den vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt getragen, die mit ihrer Begeisterung für diesen außergewöhnlichen Modellorganismus der wissenschaftlichen „Chlamy-Community“ noch eine große Zukunft bescheren werden. 

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Im Oktober

Prof. Dr. Michael Hippler, Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster, Institute of Plant Biotechnology and Biology, Münster, Germany 

Prof. Dr. Michael Schroda, RPTU University Kaiserslautern-Landau University of Technology, Molecular Biotechnology & Systems Biology, Kaiserslautern, Germany

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