Actualia · Tagungsbericht

UV4Plants Netzwerk-Treffen

An der Tagung der UV4Plants-Gesellschaft nahmen Forschende aus 30 Ländern und 4 Kontinenten teil, die sich über ihre Forschungsergebnisse zum Thema ultraviolette Strahlung und Pflanzen austauschten.

In der ersten virtuell abgehaltenen Tagung der International UV4Plants Association (UV4Plants Gesellschaft) thematisierten die Teilnehmenden sechs Schwerpunkte von der Messung und Auswirkung ultravioletter Strahlung auf Pflanzen, deren Anpassungs- und Schutzmechanismen bis hin zu Wahrnehmung und landwirtschaftlichen Anwendungen. Der wissenschaftliche Austausch gelang nicht nur über Vorträge, sondern auch mittels Poster-Präsentation und ausgiebige wissenschaftliche Diskussion. Das Organisationsteam um Prof. Wolfgang Bilger und Dr. Frauke Pescheck berichtet darüber hinaus von seinen Erfahrungen mit dem virtuellen Format: welche Technik sich für die Präsentation von Postern eignet und welche begleitenden Maßnahmen und welche Software dazu beitrugen, dass das Treffen zum Erfolg wurde. Weiterhin präsentieren sie eine Idee, die auch den Ausklang der Tagung in den Abendstunden netter machte.

Vom 13. bis 16. Oktober 2020 fand das dritte Netzwerk-Treffen der Internationalen UV4Plants Gesellschaft virtuell statt. Das Treffen wurde von Prof. Wolfgang Bilger und Dr. Frauke Pescheck, mit der technischen und organisatorischen Unterstützung von Dr. Christiana Anagnostou und Carina Lietz von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel ausgerichtet. Die Konferenz war ursprünglich für die erste April-Woche 2020 in Kiel geplant und wurde nun Pandemie-bedingt zum ersten Mal virtuell durchgeführt. Auch wenn sich durch die Organisation über die Universitäts-eigene Zoom-Lizenz die Kosten deutlich reduzierten, sodass wir auf die finanzielle Unterstützung der DBG nicht mehr angewiesen waren, hatte uns deren Zusage bei der Organisation in der ursprünglichen Planung deutlich entspannter handeln lassen, wofür wir auch jetzt noch dankbar sind.

Unterschiedliche Zeitzonen

Es waren insgesamt 127 Teilnehmende aus 30 Ländern registriert, von denen gut die Hälfte Nachwuchswissenschaftler*innen waren. Diese große Zahl und vor allem die Diversität der Standorte der Teilnehmenden stellte die Planung des online Events auf mehrere besondere Proben. So waren Teilnehmende von Nordamerika bis Ost-Australien in Zeitzonen mit -7 Stunden und +11 Std MESZ vertreten. Dies wurde so gut wie möglich abgefangen, indem die täglichen Vorträge zwischen 12 und 18 Uhr MESZ stattfanden. Das Zoom-Meeting war täglich mit demselben Link zwischen 10 und 20 Uhr MESZ zu erreichen.

Software für Vorträge, Poster und Diskussionen

Für die Präsentationen konnten die Referierenden ihren Bildschirm teilen und mit vielen aktivierten Kameras im Publikum auch eine wissenschaftliche Diskussion stattfinden. So ist auch das Gruppenfoto aus den vielen einzelnen Kacheln der Webcams der Teilnehmenden entstanden. Um dem 4-tägigen Treffen einen konstanten Rahmen zu bieten und einen Ort für Informationen, Diskussionen sowie die Poster-Ausstellung zur Verfügung zu stellen, wurde auf der Online-Plattform Mattermost ein konferenzeigenes Team geschaffen, in welches alle angemeldeten Personen eingeladen wurden. Die Mattermost-Plattform bot eine Login-geschützte, strukturierte Oberfläche mit vielen Informationen, aber auch der Möglichkeit zu privaten Chats, die von 96 % der Teilnehmenden angenommen wurde. Zudem konnte über die Route über Mattermost auch Teilnehmenden Zugang zu Zoom geschaffen werden, die keinen oder nur beschränkten Zugang zu Zoom an ihren Standorten haben. Organisatorisch waren die Kombination von Mattermost und Zoom, ein sehr engagiertes technisches Hilfeteam (ganz herzlichen Dank dafür!), ein aktueller Browser sowie Updates von Zoom und ausführliche step-by-step Tutorials essentielle Parameter für das reibungslose Gelingen der Tagung. Während natürlich der persönliche Kontakt zwischen den Teilnehmenden eingeschränkt war im Vergleich zu einer „normalen“ Tagung, erwies sich die Präsentation der Poster in jeweils eigenen Break-out-Räumen von Zoom als äußerst gelungen. Die Autor*innen hatten die Möglichkeit, ihre Poster in Ruhe vorzustellen, und mehr Teilnehmende besuchten die Poster-Räume als sonst üblich.

Themenschwerpunkte der Tagung

Wissenschaftlich umspannte das Programm sechs Themenschwerpunkte der aktuellen UV-Forschung an Pflanzen:

  1. physikalische Erfassung
  2. Wahrnehmung von UV-Strahlung in Pflanzen
  3. photoprotektive Mechanismen
  4. Akklimatisation von Pflanzen an UV-Strahlung
  5. analytische Methoden
  6. Anwendungsmöglichkeiten von UV-Strahlung im Agrarbereich

Gleich zum Auftakt wurde eine neue Technik zur multidimensionalen, spektralen und zeitlich hochaufgelösten Messung der Sonnenstrahlung vorgestellt, welche die Quantifizierung der auf eine Pflanze auftreffenden UV-Strahlung besonders präzise ermöglicht. Ein weiteres Highlight waren die neuen Erkenntnisse zur Wahrnehmung von UV-A Strahlung in Pflanzen. Diese wurden in mehreren Beiträgen diskutiert und könnten zu einer veränderten Sicht auf die internationale Definition von UV-A und UV-B Strahlung führen. Die Funktion des UV-B-Sensors UVR8 wurde ausführlich präsentiert. Zudem thematisierten mehrere Beiträge die Interaktion unterschiedlicher Umweltparameter, zum Beispiel von Dürre mit UV-Strahlung.

Insgesamt wurden vier Preise während des Netzwerktreffens an Nachwuchswissenschaftler*innen verliehen: Poster-Preise erhielten Aneta Bażant (Krakau, Polen) für ihre Arbeit „Role of AtUVR3 and its post-translational modification in UV-induced DNA damage repair“ und Alicia Victoria Perera-Castro (Palma, Spanien) für ihre Arbeit “Yin and Yang of Bryophytes: Are UV-B absorbing components in the cell wall of mosses compatible with fast CO2 diffusion and fixation?”. Die Preise für die besten Vorträge gingen an Laura Díaz-Guerra (Girona, Spanien) für “Differential growth and physiological responses of deciduous and perennial plant species facing enhanced UV radiation and reduced water supply” sowie an Zheng Zhou (Kiel, Deutschland) für “MicroRNAs constitute an additional regulatory layer in the crosstalk between UV-B and flg22 induced signaling cascades in Arabidopsis thaliana”.

Beim Netzwerk-Treffen fand eine Mitgliederversammlung der rund 130 Mitglieder umfassenden Vereinigung statt, auf der unter anderem ein neues Managing Committee gewählt wurde. Details dazu listet die Website der Gesellschaft https://www.uv4plants.org/about/the-uv4plants-managing-committee/.

Als soziales Highlight hatte Wolfgang Bilger die Idee für ein musikalisches Dinner. An diesem Abend wurde gemeinsam fünf musikalischen Beiträgen aus unterschiedlichen Ländern zugehört. Das Programm war sehr abwechslungsreich und es ergab sich eine fröhliche, gemeinschaftliche Atmosphäre, die die besondere freundschaftliche Umgansgweise in der UV4Plants-Gesellschaft widerspiegelte, und unsere Erwartung deutlich übertraf. Zudem wurden Spenden für die Musiker*innen gesammelt, welche in diesem Jahr ja nur sehr wenige Auftrittsmöglichkeiten hatten.

Der Tagung vorangeschaltet war eine ebenfalls virtuell stattfindende 5-tägige Training School, die mit 26 Teilnehmenden sehr gut besucht war. Das online-Format bot die Möglichkeit, die Inhalte über einen längeren Zeitraum zu strecken, sodass auch hier ein breites Themenspektrum von der Erfassung von UV-Strahlung bis zu Reparaturmechanismen abgedeckt wurde.

Das kommende Treffen der UV4Plants-Gesellschaft ist für das Frühjar 2022 anvisiert und kann dann hoffentlich wieder als Präsenz-Tagung abgehalten werden, auch wenn das diesjährige Treffen erfolgreicher verlief als antizipiert.

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Im November 2020
International UV4Plants Association
Prof. Dr. Wolfgang Bilger und Dr. Frauke Pescheck, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Arbeitsgruppe Ökophysiologie der Pflanzen

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