Vom 10. bis 13. September fand ein internationaler „Retreat“ im Schwarzwald statt. Dabei hatten Nachwuchswissenschaftler die Gelegenheit, sich mittels Vorträgen und Workshops zu aktuellen Themen der molekularen Pflanzenwissenschaften zu informieren. Sechs der etwa 30 Teilnehmer präsentierten einen Kurzvortrag, die anderen stellten Ihre Arbeit als Poster dar. Die Themen reichten von evolutionären Studien über solche zur transkriptionellen Regulation und Signalleitung bis zu angewandten Arbeiten im Bereich Metabolite und Streß. Arabidopsis war der vorherrschende Modellorganismus, jedoch waren auch Mais, Salbei, Wein, Capsella und Physcomitrella vertreten.
Ausgezeichnete Beiträge des Nachwuchses
Der Tagungsort im Leistungszentrum Herzogenhorn mitten im Schwarzwald fand großen Zuspruch. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen vor allem aus Deutschland, aber auch aus Belgien oder Australien. Der Preis für die besten Poster ging an Antje Hellmuth aus Halle für ihren Beitrag "Functional characterization of auxin co-receptors" und Yadira Olvera-Carrillo aus Gent für ihren Beitrag "Programmed cell death in unfertilized pistils of Arabidopsis thaliana", den Preis für die besten Vorträge erhielten Rena Isemer aus Kiel für ihren Beitrag "The dual localized protein WHIRLY1 has functions in plastids and the nucleus" und Maria Bucsenez aus Münster für Ihren Beitrag "Cis-regulatory elements mediating sieve element-specific gene expression".
"Practical Advice" - Erfahrungen und Erlebnisse
Durch die Unterstützung der Tagung seitens der DBG konnten fünf Teilnahme-Stipendien an Doktoranden und junge Postdocs vergeben werden, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen folgendermaßen zusammenfassten:
- „The present company representatives were very eager and interested in helping the researchers with their projects. The familial atmosphere of the Retreat also contributed to the exchange aside from the scientific program and was further accelerated by the excellently chosen venue.“ (Rena Isemer, Kiel);
- „The most rewarding for me, was the fact that I could also explain some of the ideas (later on during the Retreat) given during the workshops, to the colleagues I was sharing more time with.“ (Yadria Olvera Carrillo, Ghent);
- „Personally I think that I have benefited most from the workshop sessions. Those provided practical advice on numerous problems in real lab life.“ (Kai Gräber, Freiburg);
- „It was the first time to present my work outside my institute and to present it in a compact time (10min). It was a challenging experience but I get out of it with higher self-confidence and more experience, especially how to present my work in an attractive interesting style and with sharp, definite and informative way. I conducted a lot of discussions with my colleagues in the poster sessions and after other events.“ (Mohammed Khalil, Braunschweig).
Eine Besonderheit dieser Tagung war sicherlich die räumliche Abgeschlossenheit in der Natur des Hochschwarzwaldes, die viel Gelegenheit zur Interaktion bot. Der intensive wissenschaftliche Austausch fand nicht nur unter den Teilnehmern statt, sondern auch mit den eingeladenen Sprechern und den Firmenvertretern. Das komplette Programm und die Abstracts können als pdf-Datei und auf der homepage (s.u.) eingesehen werden.
Glanzlicht: Gentransfer-Vortrag
Ein Glanzlicht war der Vortrag des eingeladenen Professors Ralph Bock über Gentransfer bei Pflanzen. Hier lernten die Teilnehmer, wie endosymbiotischer Gentransfer bei Pflanzen funktioniert, und dass bei Pfropfung und ähnlichen Vorgängen in der Natur genetisches Material ausgetauscht wird. Die insgesamt acht Workshops zu aktuellen Themen fanden bei den Teilnehmern großen Anklang, insbesondere wurde gelobt, dass etliche Workshops von Firmen angeboten wurden. Thermo Fisher zeigte hierbei, welche typischen Probleme bei der molekularen Klonierung auftreten und was bei der quantitativen PCR zu beachten ist. Im Workshop der Fa. GATC lernten die Teilnehmer, was bei Sequenzierprojekten mit Next Generation Sequencing zu beachten ist, bei dem der Fa. Nikon wurde anschaulich vermittelt, welche biolumineszenten und fluoreszenten Markerproteine es gibt und wie man diese in der Mikroskopie anwendet. Ein Workshop der Fa. Greenovation brachte den Zuhörern nahe, was Molecular Pharming ist, und welche Rolle Pflanzen bei der Herstellung rekombinanter Proteine spielen. Der Workshop über Patentierung vom Innovationsbüro der Universität Freiburg zeigte im Anschluss, wie sich Erfindungen potenziell vermarkten lassen. In zwei Workshops über Bioinformatik (BLAST und Phylogenie) schließlich lernten die Teilnehmer, wie sie sicher Homologe detektieren und darauf basierend Genfamilien-Stammbäume erstellen können.
Evaluation und Fortsetzung
Die Evaluation der Tagung ergab, dass die Teilnehmer mit dem wissenschaftlichen Inhalt und dem Austausch mit anderen Forschern sehr zufrieden waren; die Workshops und Poster wurden auch als sehr gut bewertet.
Der Tagungsort und die Form der Veranstaltung wurden ebenfalls positiv bewertet. Aufgrund des großen Erfolges wird es sicherlich eine Fortsetzung dieser Art von „Klausurtagung“ geben. Für das kommende Jahr ist derzeit eine „summer school on bioinformatics for molecular biologists“ im Gespräch.
Freiburg, October 2012, Apl. Prof. Dr. Stefan Rensing, Bioinformatics and Systems Biology, University of Freiburg , Germany
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Alle Abstracts (pdf-Datei)
Programm (pdf-Datei)