Der erste DBG Eduard Strasburger Hot Topic workshop mit dem Schwerpunkt RNA-Biologie in Pflanzen fand am 18. und 19. November 2021 online statt. RNA vermittelt nicht nur zwischen DNA und Protein, sondern besitzt aktive regulatorische Eigenschaften, die die Genregulation maßgeblich beeinflussen. So spielt RNA eine wesentliche Rolle im Lebenszyklus einer Pflanze, einschließlich ihrer Entwicklung, Fortpflanzung und der Reaktion auf verschiedene Stressfaktoren. In den letzten Jahren hat das Gebiet der Pflanzen-RNA-Biologie enorme Fortschritte gemacht, mit neuen Ansätzen, die den Weg für neue Entdeckungen ebnen. Im Fokus dieses Workshops standen aufkommende neue Techniken und Erkenntnisse in den Fachbereichen der kleinen RNAs, RNA-Struktur und -Modifikationen, RNA-Protein-Interaktionen, RNA-Prozessierung, RNA-Sequenzierungstechnologien und Transkriptionsregulation.
Mehr als 240 Teilnehmende aus der ganzen Welt (darunter Australien, China, Indien, Europa, USA, Argentinien und Brasilien) haben sich für diese Veranstaltung angemeldet. Aufgrund der steigenden COVID-19 Zahlen wurde der Workshop, der ursprünglich als Hybrid-Veranstaltung an der Universität Bielefeld geplant war, rein online durchgeführt.
Keynotes
Jede Session wurde von einem/r eingeladenen Redner*in eröffnet: Peter Brodersen (Universität Kopenhagen, Dänemark) hielt den ersten Vortrag, in dem er die Erkennung viraler RNA durch Dicer beschrieb. Yiliang Ding (John Innes, UK) sprach über die Rolle der RNA-Struktur als versteckter Regulator der Genexpression. Die Nachmittagssitzung zum Thema RNA-Protein-Interaktionen wurde von Koen Geuten (KU Leuven, Belgien) eingeleitet, der verschiedene Methoden zur erfolgreichen Isolierung von RNA-Bindeproteinen beschrieb.
Der zweite Tag des Workshops begann mit einem Vortrag von Gordon Simpson (University of Dundee, UK), der die Leistungsfähigkeit der Nanopore-Sequenzierung aufzeigte, um alternative Spleißstellen und RNA-Methylierung zu identifizieren. Anschließend sprach Sascha Laubinger (Universität Oldenburg, Deutschland) über die verschiedenen Rollen von U1 snRNP in Arabidopsis. Die letzte Session wurde von Romy Schmidt (Universität Bielefeld, Deutschland) eröffnet, die die Bedeutung der Transkriptionsreprogrammierung unter Hypoxie beschrieb, und der letzte Vortrag der Konferenz wurde von François Parcy (CNRS, Frankreich) gehalten, der die Entwicklung des Transkriptionsfaktors LEAFY im Pflanzenstammbaum beschrieb.
Ausgezeichnete Vorträge der Nachwuchskräfte
Ein wichtiger Aspekt des DBG Hot Topic Workshops ist die Unterstützung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Daher präsentierten acht PostDocs und acht Doktorand*innen ihre Forschung. Am Ende der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden für ihre Lieblingsvorträge stimmen, wobei die Gewinner eine Goldene Pipette und ein Preisgeld von 100 Euro erhielten, das von der DBG gestiftet wurde: Laura Arribas-Hernandez (Brodersen lab, Universität Kopenhagen, Dänemark) erhielt den Preis für den besten Vortrag eines PostDocs. Sie analysiert RNA-Methylierung, ein aktuelles Thema in der RNA-Forschung, und präsentierte ihre neuesten Ergebnisse zur Regulation von Transkripten durch die m6A-Bindeproteine ECT2 und ECT3 in Arabidopsis. Varvara Dikaya und Nabila El Arbi (Schmidt lab, Umeå Plant Science Center, Schweden) erhielten den Preis für den besten Vortrag von Doktorand*innen. Gemeinsam präsentierten sie in einem gut strukturierten und unterhaltsamen Vortrag ihrer Arbeit über „Die Rolle von PORCUPINE als vermeintliche Verbindung zwischen Spleißen und Kältesignalisierung“.
Netzwerkeln und Community-Bildung
Viele Konferenzen konzentrieren sich entweder auf die Pflanzenwissenschaft im Allgemeinen oder auf RNA-Biologie in verschiedenen Organismen - deshalb wollten wir einen speziell auf die Pflanzen-RNA-Community zugeschnittenen Workshop organisieren, der auch auf großes Interesse stieβ, wie die hohe Teilnehmerzahl zeigt. Um sowohl den persönlichen als auch den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, hatten die Teilnehmenden im Anschluss an die Vormittags- bzw. Nachmittagssitzungen die Möglichkeit, die Referenten in sog. Breakout Rooms zu treffen, was zu vielen interessanten Diskussionen führte.
Bielefeld begegnen ohne dort zu sein
Da das Treffen leider nicht in Präsenz stattfinden konnte, begann jede Sitzung mit einer kurzen Vorstellung eines Bielefelder Wahrzeichens (Universität, Sparrenburg, Teutoburger Wald, Hermannslauf, Tierpark Olderdissen, Fußballverein Arminia etc.). So konnte zumindest ein virtueller Eindruck der Stadt und ihrer Umgebung vermittelt werden, was von den Teilnehmenden positiv aufgenommen wurde, da es das Programm auflockerte und unterhaltsamer machte.
Erkenntnisse hinter den Kulissen
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung hinter den Kulissen der Organisation einer Konferenz zu sein – vom Schreiben des Antrags über die Einladung der Vortragenden und Session Chairs, bis hin zur Auswahl der Vorträge aus den Abstracts und der Zusammenstellung des Programms. Die Förderung durch die DBG ermöglichte es uns, eine professionelle Website zu erstellen, ein eigenes Logo (von Sci-Illustrate) zu entwerfen, Goodie Bags an die eingeladenen Redner*innen zu versenden und die Arbeit von Nachwuchswissenschaftler*innen durch die Vergabe von Preisen für die besten Vorträge zu unterstützen.
Als Organisationsteam konnten wir uns auf die Themen konzentrieren, die für unsere eigene Forschung am relevantesten waren. Darüber hinaus war es eine großartige Gelegenheit, innerhalb der Pflanzen-RNA-Community sichtbar zu werden und unsere eigenen Netzwerke zu erweitern.
Wir möchten uns bei allen Vortragenden, Session Chairs, IT-Support und Teilnehmer*innen für diesen spannenden ersten Hot Topic Workshop bedanken!
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Im Dezember 2021
Dr. Marlene Reichel, Universität Bielefeld, RNA Biology and Molecular Physiology, Twitter: @marlene_reichel und Dr. Elisabeth Fitzek-Campbell, Universität Bielefeld, Computational Biology, Twitter: @EFitzek