Symposium
Das Symposium der Deutschen Botanischen Gesellschaft fand im September 2006 zum 17. Mal statt. Der Tradition folgend beschäftigte sich die Tagung mit einem Spektrum an Themen, von der Morphologie über Evolution zur Ökologie der Pflanzen. Seit dem ersten Internationalen Symposium, das 1971 in Heidelberg gehalten wurde, ist die Tagung stets gewachsen. Dies hat sich nicht nur in der Zahl der Vorträge und Poster niedergeschlagen, sondern auch in der Zahl der Teilnehmer.
Mittlerweile stellt das „International Symposium Biodiversity and Evolutionary Biology“ eine der zentralen Konferenzen über Biodiversität und Evolution der Pflanzen im deutschsprachigen Raum dar. Das 17. Symposium in Bonn konnte sich der Teilnahme von etwa 300 Teilnehmern aus 22 Ländern erfreuen.
Biodiversität und Evolutionsbiologie sind hochaktuelle Themen. In einem besseren Verständnis der Muster biologischer Diversität und der evolutionären Prozesse, die diese Diversität generieren, liegen unter anderem Werkzeuge für eine nachhaltige Entwicklung menschlichen Handelns. Biodiversität und Evolutionsbiologie sind daher als Disziplinen nicht nur relevant in der Grundlagenforschung, sondern auch für vielerlei Anwendungen. Auch diese Tatsachen haben zu einem steten Wachstum des International Symposium Biodiversity and Evolutionary Biology beigetragen.
Eröffnungsveranstaltung
Die Tagung wurde durch Grußworte des Rektors der Universität Bonn, Herrn Professor Matthias Winiger, des Bürgermeisters der Stadt Bonn, Herrn Peter Finger, des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Herrn Professor Armin Cremers, des Direktors des Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen, Herrn Professor Wilhelm Barthlott, und Herrn PD Dr. Thomas Borsch als Chair des Organisationskommitees eröffnet.
Einige Punkte der Redner aus der Eröffnungsveranstaltung seien angemerkt. So unterscheiden sich die Disziplinen Biodiversität und Evolutionsbiologie von anderen Naturwissenschaften dadurch, dass sie sich mit Organismen beschäftigen, die das Ergebnis einzigartiger und komplexer hsitorischer Prozesse sind. Als eine wichtige Grundlage benötigen Diversitätsforschung und Evolutionsbiologie Sammlungen, genauso wie die Geisteswissenschaften elementar auf Archive und Bibliotheken angewiesen sind. Die Botanischen Gärten der Universität Bonn rangieren unter den zehn bedeutendsten von etwa 100 Botanischen Gärten in Deutschland und haben als Grundlage für wissenschaftliche Forschung alleine mehr als 12.000 verschiedene Arten in Kultur. Eine Reihe weiterer wichtiger Institutionen dieser Art existieren in Bonn, wie das Zoologische Museum Alexander Koenig oder das Goldfuß-Museum des Paläontologischen Instituts. All diese Einrichtungen werden im Sinne einer modernen Biodiversitätsforschung und Evolutionsbiologie gefördert.
Vorträge und Sessions
Die über 70 Vorträge des Symposiums wurden sieben thematisch verschiedenen Sessions zugeordnet. Auf diese Weise konnte auf parallele Veranstaltungen verzichtet werden, was von den Teilnehmern sehr gelobt wurde. Das International Symposium Biodiversity and Evolutionary Biology ist eine der wenigen größeren Tagungen, bei der die Teilnehmer so einen Einblick in alle Themenbereiche bekommen können. Die Sessions waren
- "Phylogeny and Evolution of seed plants" mit der Keynote "Flowering plant evolution: new insights, new questions" von Professor Peter Endress (Zürich);
- Phylogeny and Evolution of cryptogams and fungi mit der Keynote "Mitochondrial DNA – mysteries and phylogenetic utility in land plants" von Professor Volker Knoop (Bonn);
- Structure and function - From macroscopic to submicroscopic levels mit der Keynote "The pollen wall – analysing structure and function of a complex plant structure" von Professor Michael Hesse (Wien);
- Co-evolution and ecological interactions mit der Keynote "Heat at the base of the tree" von Professor Leonard Thien (Tulane University, New Orleans, USA);
- Plant diversification in space and time mit der Keynote "Plant diversification in space and time – Change in space and change in rates" von Professor Joachim Kadereit (Mainz);
- Biogeography and Macroecology mit der Keynote "Conservation biogeography of plants" von Dr. George Schatz (Missouri Botanical Garden, St. Louis, USA);
- Conservation and use of biodiversity resources mit der Keynote "The garden planet" von Professor Stephen Blackmore (Royal Botanic Garden Edinburg, UK).
Poster und Prämierungen
Über 200 Poster wurden in den Gewächshäusern der Botanischen Gärten der Universität Bonn ausgestellt, die sich nahe des Vortragssaales befanden. Verbunden mit einer Kaffeepause und in ebenfalls thematisch gegliederten Poster-Sessions in mediterraner Atmosphäre konnte somit Aufmerksamkeit auf die Poster gelenkt werden. Die drei besten Poster wurden durch eine Umfage der Teilnehmer prämiert.
Platz 1 belegte der Beitrag von Simone Steffen, Ladislav Mucina und Gudrun Kadereit „Phylogeny and ecological diversification of South African Sarcocornia (Chenopodiaceae)“; Platz 2 der Beitrag von Andreas Franzke und Klaus Mummenhoff „The tribes are alright! Mitochondrial DNA generally confirms recent tribal classification of the Brassicaceae“; Platz 3 der Beitrag von Inge Groeninckx, Suzy Huysmans, Claes Persson, Birgitta Bremer, Sylvain Razafimandimbison, Jesper Kårehed, Erik Smets und Steven Dessein „Herbaceous Rubiaceae – the problematic Hedyotis-Oldenlandia group“.
Workshops
Im Anschluss an das allgemeine Tagungsprogramm fanden am 28. September zwei Workshops statt. Der erste beschäftigte sich mit “Molecular evolution and phylogenetic utility of non-coding DNA – from species to deep level phylogenies“ organisiert von Dr. Thomas Borsch (Bonn) und Dr. Dietmar Quandt (Dresden). Einer Keynote mit dem Titel “Room for improvement – phylogenetic models and model selection for non-coding DNA“ von Professor Scot Kelchner (Idaho State University, Pocatello, USA) folgten sechs weitere Vorträge. Etwa 120 Personen nahmen an dem Workshop mit sehr anregenden und gewinnbringenden Diskussionen teil.
Der zweite Workshop, organisiert von Dr. Sanna Huttunen (Helsinki, Finnland) und Dr. Dietmar Quandt (Dresden) hatte die „Evolution of pleurocarpous mosses“ zum Inhalt. Am Workshop mit acht Beiträgen von überwiegend internationalen Vortragenden beteiligten sich 35 Wissenschaftler.
Mitgliederversammlung der Sektion "Biodiversität und Evolutionsbiologie"
Wie bei den vergangenen Veranstaltungen dieser Reihe fand auch im Rahmen des 17th Symposium am 25. September die Mitgliederversammlung der Sektion Biodiversität und Evolutionsbiologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft statt. Eine Nachexkursion in das nahe bei Bonn gelegene Ahrtal mit Weinprobe rundete die Tagung am 29. September ab.
Resümee
Das 17. International Symposium Biodiversity and Evolutionary Biology war also ein voller Erfolg. Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Universität Bonn, und die Firma Uhde GmbH, Dortmund, wäre die Durchführung in dieser Form nicht möglich gewesen. Es sei hervorgehoben, dass durch diese materielle Unterstützung etwa 25 Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern aus Osteuropa und aus Entwicklungsländern die Teilnahme ermöglicht werden konnte. Den Förderern sei an dieser Stelle noch einmal im Namen aller Teilnehmer und der Organisatoren herzlich gedankt.
Ad hoc Gruppe arbeitet Resolution aus
Die Teilnehmer waren sich darüber einig, dass die Entwicklungen in den Bereichen Biodiversitätsforschung und Evolutionsbiologie von großer forschungspolitischer und gesellschaftspolitischer Relevanz sind. In einer ad hoc Arbeistgruppe wurde daher eine Resolution vorbereitet, die in der Abschlussveranstaltung des Symposiums von den Teilnehmern verabschiedet wurde. Sie ist im folgenden wiedergegeben:
Resolution des 17. Symposiums Biodiversität und Evolutionsbiologie
- Die grünen Pflanzen sind in ihrer Vielfalt (Diversität) das Kraftwerk unseres Planeten und die Grundlage unserer Existenz (z.B. Ernährung, Kleidung, Medikamente, Sauerstoff). Die Erforschung von Biodiversität und von Evolutionsprozessen gehört zu den zentralen Voraussetzungen für den Erhalt eines wesentlichen Teiles unserer Lebensgrundlage und zur nachhaltigen Entwicklung. Diese Diversität und damit unsere Umwelt unterliegen einem drastischen weltweiten Wandel (Global Change).
- Die grundlegenden Arbeiten an wenigen Modellorganismen müssen jetzt auf eine breite Analyse der Diversität übertragen werden. Eine Integration aller Disziplinen (Molekularbiologie, Genetik, Taxonomie, Morphologie, Paläobotanik, Ökologie) ist dafür unabdingbar. Alle derzeit bekannten Arten liegen in Herbarien und etwa ein Drittel der Arten sind lebend in Botanischen Gärten verfügbar. Diese Institutionen sind Ressourcen, die bei Verlust niemals wieder neu aufgebaut werden können.
- Aktivitäten im Bereich Biodiversität und Evolutionsbiologie müssen notwendigerweise durch eine entsprechende Ausbildung und Bewußtseinsbildung begleitet werden. Wir stehen im Rahmen der Biodiversitätsforschung in internationaler ethischer und politischer Verantwortung.