Der Bogen der 45 Vorträge und 22 Poster spannte sich von der Biodiversität der Algen, modernen Methoden (Transcriptomics, Metatranscriptomics), zu zellulären Vorgängen und speziellen Synthesewegen. Die besten Beiträge erhielten Preise: Zwei Pringsheim-Preise für die besten Vorträge von PhD-Studierenden gingen an Sophie Steinhagen und Sebastian Wittek. Den Algological Studies-Preis für den besten Vortrag eines Master-Studierenden erhielt Manuela Trobej. Posterpreise ergatterten Maria Müller und Max Angstberger.
Ausgezeichnete Nachwuchskräfte
Die Preisträger des Pringsheim-Preises stellten folgende wissenschaftliche Ergebnisse vor: Sophie Steinhagen vom Kieler Helmholtz Centre for Ocean Research präsentiere “Genetic survey of Ulvales in Nothern Germany reveals diversity and introduced species”. Ökologische Untersuchungen an Ulvales, welche massive Algenblüten bilden können, sind oft schwer, weil eine genaue taxonomische Charakterisierung aufgrund der variablen Morphologie nicht durchzuführen ist. In der gegenwärtigen Studie wurden mehr als 850 Proben mittels genetischer Barcoding Marker (tufA, rbcL, IST) aus der Nord- und Ostsee charakterisiert. Sie identifizierte damit das Vorkommen von 20 verschiedenen Spezies, darunter vier kryptische und sieben für die Ostsee neu eingeführte Spezies. Eine der neu in der Ostsee vorkommenden Arten, Ulva australis, muss als invasiv bezeichnet werden.
Sebastian Wittek von Universität zu Köln stellte “Polyploidy – A Potential Key to Stable Endosymbiosis” vor. Die Schritte zu einer stabilen Endosymbiose sind nur wenig verstanden. In primär farblosen Dinoflagellaten findet eine sogenannte Kleptoplastie statt, ein Prozess, bei dem Plastiden von einer Alge aufgenommen werden und den Räuber für eine limitierte Zeit mit Photosynthese Produkten versorgen. Diese Kleptoplasten können unter bestimmten Umständen zu stabilen Plastiden werden, wobei Polyploidisierung eine wichtige Rolle zu spielen scheint.
Der Algological Studies-Preis ging an Manuela Trobej, Universität Wien, für ihren Beitrag „Islands in the landscape – travertin springs and the algal communities“. Travertin-ablagernde Quellgebiete bilden eine besondere chemische und geomorphologische Umgebung, 14 dieser Habitate wurden in Österreich auf ihre Artenzusammensetzung und Chemismus untersucht, in insgesamt sieben konnte die seltene Desmidiaceae Oocardium stratum nachgewiesen werden welche nur in intakten Quellgebieten mit geringer menschlicher Beeinflussung auftritt.
Die beiden Posterpreise gingen an Maria Müller, Johannes Gutenberg Universität Mainz, für ihren Beitrag „Carotinoid biosynthesis in a green alga with an unusual pigment composition“ und Max Angstberger, Universität Frankfurt am Main, für seine Arbeit „Establishing homologous Recombination in the Diatom Phaeodactylum tricornutum“.
Höhepunkte aus der Algenkunde
Ein paar persönliche Highlights für mich waren die Vorstellung der Alge des Jahres 2016 von Klaus Valentin, AWI Bremerhaven, Melosira arctica, einer Diatomee, welche im eisbedeckten arktischen Ozeanen sehr häufig ist und zu 85% am Kohlenstoffexport in Tiefengewässer beteiligt sein kann. Spannende Aspekte brachten auch die Vorträge von Burkhard Becker, Universität zu Köln, welcher über den Ursprung und die Evolution von Pflanzenzell-Oberflächen sprach, und dabei über eine neue Familie von Integrin-artigen Cytoskelett-ECM (extra cellular matrix) linker Proteine berichtete. Peter Kroth, Universität Konstanz, stellte die Interaktionen von Bakterien mit benthischen Diatomeen vor, wobei er ein gänzlich verändertes Biofilm-Verhalten in xenischen Kulturen zeigte.
Mitgliederversammlung und Neuwahl
Bei der Mitgliederversammlung am Montag wurde turnusgemäß der Vorstand der Sektion Phykologie neu gewählt. Regine Jahn ist nun erste Vorsitzende, Maria Mittag zweite Vorsitzende, Claudia Büchel Beisitzerin, Maike Lorenz Kassenwartin, Andreas Holzinger Schriftführer, Peter Kroth Vertreter des europäischen Dachverbandes Federation of European Phycological Societies (FEPS) und Karin Glaser Graduiertenvertreterin.
Zur ausgezeichneten Stimmung auf der Tagung hat auch das nette Rahmenprogramm beigetragen. Das Confernce Dinner fand im Leipziger Panometer statt, in dem eine Sonderausstellung über das „Great Barrier Reef 360°“ gezeigt wurde. Die nächste Zusammenkunft der Phykologen wird auf der Botanikertagung kommendes Jahr in Kiel stattfinden. Wir danken dem Organisator und seinem Team für eine überaus gelungene Veranstaltung!