Ich möchte Sie alle im Namen der Deutschen Botanischen Gesellschaft herzlich begrüßen. Vor allem freue ich mich, daß so viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Doktoranden und Diplomanden - heute jedoch zunehmend Bachelor- und Master Studierende - den Weg nach Hamburg gefunden haben.
125 Jahre Deutsche Botanische Gesellschaft - die DBG feiert ihren Geburtstag mit der Botanikertagung hier in Hamburg, dem, wie es heißt, Tor zur Welt. Dankenswerterweise hat Herr Kollege Höxtermann die Aufgabe übernommen, aus diesem Anlass eine Festschrift herauszugeben, die Sie alle in Ihren Tagungsunterlagen finden.
Die Botanikertagung wird alle zwei Jahre abgehalten und mit Unterstützung der Gesellschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort an einer deutschsprachigen Universität organisiert. Die Universität ist zwar deutschsprachig, als Tagungssprache hat sich seit einigen Jahren aber die Wissenschaftssprache englisch durchgesetzt, was auch den internationalen Charakter und Anspruch der Botanikertagung unterstreicht. Ein Blick in das Programm und die Vortragsthemen verrät, daß auch in diesem Jahr das hohe internationale Niveau der deutschen Pflanzenwissenschaften in seiner ganzen Breite eindrucksvoll dokumentiert werden wird. Daher gebührt mein großer Dank, und dies ist ein Hauptanliegen meines Grußwortes, den Hamburger Kolleginnen und Kollegen, die die Organisation dieser Tagung wiederum geschultert haben, und dies zum dritten Mal nach 1953 und 1986. Ein besonderer Dank gilt dem Tagungspräsidenten, Herrn Kollegen Böttger, dem es gelungen ist, die anfängliche hanseatische Zurückhaltung seiner Kolleginnen und Kollegen zu überwinden und in eine identitätsstiftende Kraft umzusetzen. Wie wir spüren, wird die Tagung vom Enthusiasmus aller Hamburger Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen, dafür ganz herzlichen Dank.
Der Wahlspruch Hamburgs lautet: Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas - Die Freiheit, die die Alten erwarben, möge die Nachwelt würdig erhalten. Der Freiheitsbegriff, von dem hier die Rede ist, ist sicherlich vielschichtig, auch die akademische Freiheit wird unterschiedlich definiert, neben der Deutung akademische Freiheit heißt, gerne und mehr arbeiten zu dürfen als andere. Von der Freiheit in der Wissenschaft und zu schaffenden Freiräumen für die Wissenschaft ist heute vielfach die Rede, verbunden mit Umstrukturierungen an den Hochschulen. Was aus meiner persönlichen Erfahrung in den letzten Jahren viel Bewegung in das Hochschulsystem gebracht hat, ist die Exzellenzinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft, bei der es in zwei Runden immerhin um die Vergabe von ca. 1.8 Milliarden Euro geht. Hier geht es, neben der Förderung von Zukunftskonzepten, um die Finanzierung von etwa 40 Graduiertenschulen und 30 Exzellenzclustern. Im Oktober 2006 hat der Wissenschaftsrat und die DFG in einer ersten Runde die Finanzierung von einer Reihe von Graduiertenschulen und Exzellenzclustern neben drei Zukunftskonzepten beschlossen. In der zweiten Runde, über die jetzt im Oktober entschieden wird, liegen 44 Anträge für Graduiertenschulen und 40 Anträge auf Exzellenzcluster vor. Unabhängig vom Erfolg, hat diese Initiative eine breite Aufbruchsstimmung an den Hochschulen und der sie tragenden Fakultäten, Fachbereiche und Institute erzeugt. Sie hat Tendenzen gefördert, Forschungspotenziale vor Ort zu entwickeln und zu bündeln. Es geht hierbei ja nicht nur um Geld, sondern auch um Strukturmaßnahmen und, ganz wichtig, um das Prestige der Hochschule. Das Erfreuliche aus meiner Sicht ist die rege Beteiligung der Pflanzenwissenschaften an eine Reihe dieser Anträge und ich wünsche hier viel Erfolg und langfristige Perspektiven.
Spitzenforschung erfordert natürlich auch Spitzenforscher, die weltweit angeworben werden müssen, und dies nicht nur auf der Ebene der Professoren. Konterkariert werden solche Bemühungen allerdings durch die neuen Tarifverträge, die einschneidend von den Doktoranden aufwärts gelten, über Postdoktoranden bis zu den Professoren mit der eingeführten W-Besoldung. Wir stehen hier in harter internationaler Konkurrenz - und bei schlechterer Bezahlung können wir schwerlich um die besten Köpfe konkurrieren, sie weder anwerben noch halten. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, der zunehmend erkannt wird und der z.B. von der DBG im größeren Rahmen des VBIO, der kürzlich beschlossenen Vereinigung des VBBM mit dem Vdbiol, auch wahrgenommen werden wird.
Ich möchte meine kurze Zeit des Grußwortes jedoch nicht überstrapazieren und wünsche Ihnen und uns allen hier in Hamburg eine schöne, anregende und erfolgreiche Tagung.