Studierende aus Nordamerika sind an deutschen Hochschulen leider eine Seltenheit. Dagegen zieht es jedes Jahr eine große Zahl deutscher Studierender an die bedeutenden Forschungsuniversitäten der USA und Kanadas. Besonders ausgeprägt ist dieses Ungleichgewicht ist in den Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Um dies zu ändern, hat der DAAD 2005 ein neues Förderprogramm ins Leben gerufen: RISE - Research Internships in Science and Engineering. RISE bietet jungen nordamerikanischen Studierenden („Undergraduates“) der Natur- und Ingenieurwissenschaften die Möglichkeit, während der Sommermonate Forschungserfahrungen and deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten zu sammeln.
Gewinnbringende Herausforderung
Das Besondere an diesem Konzept ist, dass vor allem die Doktorandinnen und Doktoranden das Programm tragen. Sie entwickeln aus dem Themenbereich ihrer Promotionsarbeit ein Forschungsprojekt, sie betreuen die nordamerikanischen Studierenden und sie profitieren von der Arbeitsleistung der Gäste. Die Unterstützung im Labor ist nur einer der vielfältigen Erträge. Eine ebenso gewinnbringende Herausforderung stellt es dar, den meist hervorragenden Studierenden das Forschungsthema zu erläutern und sich den vielen Fragen zu stellen, die die forschungsbegeisterten Gäste im Verlauf der gemeinsamen Arbeit aufwerfen. Die Doktorandinnen und Doktoranden gewinnen wertvolle Erfahrungen in Projektmanagement und Menschenführung und perfektionieren – ganz nebenbei – ihre Englischkenntnisse. Das Ergebnis ist oft nicht nur umfangreiches, wissenschaftliches Datenmaterial, sondern auch eine neue transatlantische Freundschaft. RISE wird durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert.
Erfolg überraschte
Von Beginn an hat der Erfolg dieses neuen Programmkonzepts alle Beteiligten überrascht. Breits im ersten Jahr haben fast 370 Doktorandinnen und Doktoranden Projektangebote eingereicht und den 60 aus Projektmitteln finanzierten Stipendien standen ca. 370 Bewerbungen gegenüber. In 2007 lagen über 500 Projektangebote vor, für die sich ca.- 770 Studierende aus Nordamerika beworben haben. Damit die Begeisterung nicht in Enttäuschung umschlägt, hat sich der DAAD von Anfang an intensiv um Sponsoren bemüht, die durch Co-Finanzierung von Stipendien zum Erfolg des Programms beitragen.
Sponsoren und Kooperationspartner
Die Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG) hat seit Beginn des Programms jährlich 3.000 Euro bereit gestellt, mit denen jeweils drei Projekte aus dem Bereich Pflanzenbiologie zur Hälfte finanziert werden. Die andere Hälfte der Kosten übernimmt der DAAD. Inzwischen wird das Programm durch zahlreiche Sponsoren unterstützt, insbesondere durch den Fond der Chemischen Industrie und die Gesellschaft Deutscher Chemiker. Eine besondere Förderung erhält das Programm durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit dem Ziel, die Internationalisierung der Doktorandenausbildung zu fördern, übernimmt die DFG für Doktorandinnen und Doktoranden aus Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen einen wesentlichen Teil der Projektkosten. Dank dieser und zahlreicher weiterer Sponsoren und Kooperationspartner konnten in 2007 fast 270 Stipendien vergeben werden.
Forschungsstandort Deutschland
Nordamerikanische Hochschulen sind derzeit intensiv bemüht, die „Study Abroad“-Möglichkeiten ihrer Studierender auszubauen und immer mehr erkennen, dass RISE hierzu ein hervorragendes Instrument darstellt. Deutschland ist damit im Wettstreit mit anderen möglichen Zielländern gut positioniert. Was ist der langfristige Ertrag dieser Maßnahme? Eine Befragung ehemaliger RISE-Stipendiaten und –Stipendiatinnen hat ergeben, dass mehr als 90 % von ihnen gerne nach Deutschland zurückkehren wollen, um hier zu studieren oder zu arbeiten. Nicht wenige realisieren diesen Plan und alle wirken als Multiplikatoren für den Studien- und Forschungsstandort Deutschland. Auf diese Weise sollte es gelingen, immer mehr hochqualifizierte Nordamerikaner für die hervorragenden Studien- und Promotionsangebote in Deutschland zu gewinnen, damit der Austausch bald keine Einbahnstraße mehr ist.
Dr. Christian Schäfer, DAAD Bonn