Uns Pflanzenwissenschaftler*innen bereiten die irreparablen und katastrophalen Folgen des Umweltverbrauchs und des anthropogenen Klimawandels für unsere Ökosysteme und unser Leben große Sorgen.
Der sich dramatisch beschleunigende Klimawandel und Landschaftsverbrauch
- führt zu Artensterben und verringert die biologische Diversität
- vernichtet damit die genetische Vielfalt und die genetischen Ressourcen für Evolution und nachhaltiges Leben
- zerstört einzigartige, natürlich gewachsene Ökosysteme und die über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaften
- vernichtet die Lebensgrundlagen nachfolgender Generationen und zerstört so die regionalen Identitäten von Milliarden von Menschen
- vernichtet noch nicht zu beziffernde materielle und immaterielle Werte.
Obwohl ein entschlossenes Handeln zum Klimaschutz zwingend ist, wird Deutschland die Klimaziele von 2020 weit verfehlen und auch die Ziele von 2030 nicht erreichen, wenn nicht grundsätzliche Änderungen der Klimapolitik vorgenommen werden. Grund dafür ist eine oft mutlose und nicht-zukunftsorientierte Politik. Das ist für uns nicht mehr hinnehmbar.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat in der Ad-hoc-Stellungnahme „Klimaziele 2030: Wege zu einer nachhaltigen Reduktion der CO2-Emissionen“ (Juli 2019) die dramatische Lage unserer Erde beschrieben und Instrumente und Maßnahmen für den sofortigen Klimaschutz aufgeführt. Dieser kann nur durch einen wissenschaftsbasierten sowie ökonomisch effizienten und sozial ausgewogenen Umbau unserer Gesellschaft erreicht werden. Kernstück und sofort einsetzbares Instrument dieses Umbaus ist eine einheitliche und Sektor-übergreifende Vermeidung der Treibhausgasemissionen, um die Umweltveränderungen und -schädigungen aufzuhalten. Hierzu müssen Regelungen europaweit abgestimmt und umgesetzt werden.
Weitere mutige Regelungen sind notwendig, um den weit über den Energiesektor hinausgehenden Ressourcen- und Umweltverbrauch zu dokumentieren und energisch zu minimieren. Nachhaltiges Wirtschaften und Verhalten und die Entwicklung innovativer Technologien müssen durch politische Vorgaben gefördert werden.
Pflanzen nutzen Licht und anorganische Nährstoffe, um hocheffizient Biomasse zu generieren. Dabei speichern sie CO2. Pflanzen sind in unübertreffbarer Weise nachhaltig, wenn sie umweltverträglich angebaut werden. Deshalb müssen Pflanzen-basierte Lösungen ein zentraler Baustein im Maßnahmenkatalog sein, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Wir Pflanzenwissenschaftler*innen fordern, dass das Ziel der Nachhaltigkeit höchste Priorität bei politischen Entscheidungen erhält. Wir unterstützen die von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina vorgeschlagenen Maßnahmen zur Klimapolitik und fordern die Bundesregierung und alle politischen Parteien auf, endlich konsequente Regeln für eine drastische und nachhaltige Reduktion der CO2-Emissionen und die Bindung sowie Speicherung von CO2 aufzustellen und durchzusetzen.
Prof. Dr. Dirk Albach, Sprecher der Sektion Biodiversität und Evolutionsbiologie in der DBG, Universität Oldenburg
Prof. Dr. Karl-Josef Dietz, Präsident der DBG, Biochemie und Physiologie der Pflanzen, Universität Bielefeld, E-Mail: karl-josef.dietz[at]uni-bielefeld.de
Dr. Kirstin Feussner, Biochemie der Pflanzen, Universität Göttingen, E-Mail: kirstin.feussner[at]biologie.uni-goettingen.de
Prof. Dr. Iris Finkemeier, Präsidiumsmitglied der DBG, Pflanzenphysiologie, Universität Münster
Prof. Dr. Wolfgang Kreis, Sprecher der Sektion Pflanzliche Naturstoffe in der DBG, Pharmazeutische Biologie, Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Maria Mittag, Sprecherin der Sektion Phykologie in der DBG, Allgemeine Botanik, Universität Jena
Prof. Dr. Caroline Müller, Generalsekretärin der DBG, Chemische Ökologie, Universität Bielefeld, E-Mail: caroline.mueller[at]uni-bielefeld.de
Prof. Dr. Birgit Piechulla, Präsidiumsmitglied der DBG und Tagungspräsidentin der Botanikertagung, Biochemie der Pflanzen, Universität Rostock, E-Mail: birgit.piechulla[at]uni-rostock.de
Prof. Dr. Dirk Selmar, Sprecher der Sektion für Angewandte Pflanzenbiologie in der DBG, Technische Universität Braunschweig
Prof. Dr. Andreas Weber, Sprecher der Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie, Biochemie der Pflanzen, Universität Düsseldorf
Prof. Dr. Christian Wilhelm, Präsident der DBG eigenen Wilhelm Pfeffer-Stiftung, Pflanzenphysiologie, Universität Leipzig
Hintergrundinformationen
Die Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG) ist das größte Netzwerk für Pflanzenwissenschaften und Botanik im deutschsprachigen Raum. Als gemeinnützige Gesellschaft vertritt sie alle Fachdisziplinen und fördert die Wissenschaft. Sie ist eine der ältesten, aktiven Botanischen Gesellschaften der Welt, bringt Nachwuchskräfte voran, vereint alle Forschergenerationen und unterstützt den wissenschaftlichen Austausch ihrer mehr als 900 Mitglieder. Die DBG ist eines der Gründungsmitglieder des Biologen-Dachverbandes VBIO. Mehr: www.deutsche-botanische-gesellschaft.de