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Darwins Garten – Evolution entdecken

Foto: Schneckenburger

Die „Woche der Botanischen Gärten“ fokussierte sich 2009 ganz auf Darwin. 50 botanische Gärten aus dem Bundesgebiet stellten die Erkenntnisse des Naturforschers, die er an Pflanzen gewann, in den Ausstellungen und Aktionen nach. Den Besuchern erschlossen sich damit auf einfache Weise die Thesen des bedeutendsten Evolutionsbiologen.
Eine Ausstellungsnachlese von PD. Dr. Stefan Schneckenburger

Der Verband Botanischer Gärten veranstaltet seit dem Jahr 2004 in der zweiten Juniwoche eine „Woche der Botanischen Gärten“. Bei diesem Anlass stellen sich jährlich etwa 50 Botanische Gärten unter einem wechselnden Motto mit ihren Besonderheiten und Aktivitäten vor, bieten Führungen, kulturelle Veranstaltungen und Aktionstage an.

Besucher erleben mit Darwins Augen

„Darwins Garten – Evolution entdecken“ war im Darwin-Jahr 2009 das nahe liegende Thema. Zu diesem Anlass erarbeiteten Stefan Schneckenburger (TU Darmstadt) und Ralf Omlor (Uni Mainz) eine Posterausstellung sowie den dazugehörenden Katalog. Sie stellen die Facetten der Darwin’schen Beschäftigung mit botanischen Themen vor und erläutern die Schlüsse, die der Begründer des modernen Evolutionsgedankens daraus für seine Theorie zog. Besonderer Wert wurde bei der Auswahl der Themen darauf gelegt, dass die Besucherinnen und Besucher die Beobachtungen Darwins an „seinen“ oder ähnlichen Pflanzen selbst machen und auf diese Weise seine Schlussfolgerungen einfach nachvollziehen konnten.

Ausland will Ausstellung ebenfalls zeigen

Über dreißig botanische Gärten zeigten im vergangenen Sommer und Herbst diese Ausstellung und boten vor allem in der Aktionswoche eine ganze Reihe von Veranstaltungen an, die regen Zuspruch fanden. Daneben fand der Katalog, der neben drei zusätzlichen Essays sämtliche Texte der Ausstellung sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis enthält, eine weite Verbreitung. Anfragen nach Übernahme der Ausstellung liegen aus Kasachstan und Chile vor; in Luxemburg wurde sie vor wenigen Tagen eröffnet.

Die DBG förderte das Projekt finanziell; ein weiterer Sponsor war die Firma BRAIN – Biotechnology Research And Information Network (Zwingenberg). Erst durch diese Förderungen war ein professionelles Layout der Ausstellung und des Katalogs möglich, das von Doris Franke (Seeheim) erarbeitet wurde. Auch die DBG unterstützte die Ausstellung finanziell.

Besucher entdecken Blütenmorphen

Es war doch bemerkenswert, wie offen und interessiert junge und alte Besucher auf dieses Konzept reagierten: Viele nahmen die blütenbiologischen Tafeln zum Anlass, selbst eigene Beobachtungen mit den diversen Bestäubern zu machen. Andere überzeugten sich vor Ort, dass eine Population des Blutweiderich (Lythrum salicaria) tatsächlich zwei oder sogar drei Blütenmorphen ausbildet. Diverse Kohlformen (und das auch einmal im blühenden Zustand!) erlaubten den Besuchern einen Blick über die Schulter des mit Kreuzung und Züchtung experimentierenden Darwin.

Botaniker verdanken Darwin den Index Kewensis

Über den Erfolg des „Dauerbrennerthemas“ tierfangender Pflanzen braucht man eigentlich keine Worte zu verlieren. Weitgehend unbekannt war allerdings, dass Darwin der wegweisender Pionier der Forschung besonders an Drosera war, die er einmal sein „most sagacious animal“ nannte.  Nur wenig Botaniker wussten, dass sie den Index Kewensis Darwin verdanken. Er hatte das monumentale Nachschlagewerk aller publizierten Pflanzentaxa ermöglicht, weil er von seinem alten Freund J. D. Hooker gebeten wurde, es finanziell zu unterstützen. Auch dies war ein Thema der Ausstellung in botanischen Gärten, wo der praktische Nutzwert leicht über die Etikettierung der Pflanzen erklärbar ist.

Auch dem leidigen Thema Kreationismus und Intelligent Design wurde eine Tafel gewidmet. Gerade diese Stelle der Ausstellung gab Anlass zu manche kontroversen, aber notwenigen Diskussionen.

Darmstadt, 22. Februar 2010, Stefan Schneckenburger

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