Actualia (engl.) · Conference Report

International Vascular Plant Community met in Berlin

Images from the 6th International Conference on Plant Vascular Biology: Dinner and discussion, after a session, Michael Knoblauch and Aart van Bel (clockwise, startin from left). Photos: Uwe Sonnewald

Sorry, in German only

Nach erzwungener Corona Pause trafen sich rund 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom 17. bis 21. Juli 2022 im Harnack Haus in Berlin Dahlem. Das lokale Organisationskomitee der Tagung bestand aus Julia Kehr (Universität Hamburg), Rainer Hedrich (Universität Würzburg), Friedrich Kragler (MPI-MPP, Golm) und Uwe Sonnewald (FAU Erlangen-Nürnberg). Beraten wurde das Team durch einen internationalen Beirat von 15 Experten*innen aus Asien, Australien, Amerika und Europa. Die aus 23 Ländern stammenden Forscher*innen präsentierten auf der 6th International Conference on Plant Vascular Biology ihre neuesten Arbeiten, zu zentralen Fragen des Stoff- und Informationstransfers in Pflanzen. Hierbei inspirierten 58 Fachvorträge und 61 Poster zu intensiven wissenschaftlichen Diskussionen, wie das Organisationsteam berichtet.

Durch die Unterstützung der Konferenz seitens der DBG konnten die Teilnahmegebühren für einige Doktorand*innen erlassen, und so vielen Wissenschaftler*innen im frühen Karrierestadium die Teilnahme an der Tagung ermöglicht werden. Neben der DBG wurde die Tagung auch großzügig durch eine Beihilfe der DFG, durch die Fachjournale Experimental Botany und Plant Physiology sowie die Industriepartner BASF und CLF unterstützt. Bei hochsommerlichen Temperaturen war die Tagung durch eine angenehme und diskussionsreiche Atmosphäre geprägt, was auf den wunderbaren Tagungsort, und die hervorragenden Vorträge und Posterbeiträge zurückzuführen ist. Nach zwei Jahren der Videokonferenzen war die Diskussionsfreude der Teilnehmer*innen sehr hoch, was das Programm das ein oder andere Mal in Verzug brachte. Dennoch blieb bei kühlen Getränken ausreichend Zeit für Diskussionen, zur Pflege wissenschaftlicher Freundschaften, zur Knüpfung neuer Kontakte und zur Planung neuer Kooperationen.

Vom vaskulären Zuckertransport zur in silico Pflanze

Das wissenschaftliche Programm war in 14 Sessions aufgeteilt. Hierbei wurden klassische Themen, wie Zucker- und Aminosäuretransport, Signaltransfer, Phloem- und Xylem-Entwicklung zukunftsweisend durch die Themenfelder parasitische Pflanzen, biotische Interaktionen, Brake-Through Technologies und Modelling erweitert.

Eröffnet wurde die Tagung durch ein Urgestein der Phloemforschung, Aart Jan Eeuwe van Bel (em. Justus-Liebig-Universität Giessen). In seinem Abendvortag Hidden corners of sieve-element biology warf er zentrale Fragen zum Phloemtransport auf, die aus seiner Sicht nach wie vor unbeantwortet sind. Ein Beispiel war der von vielen für unmöglich gehaltene Langstreckentransport von Glukose, der in Ranunculaceae tatsächlich stattfinden soll. Dieses und weitere Beispiele führten zu einem diskussionsreichen Einstieg in die Veranstaltung, einen gelungeneren Start konnte man sich nicht wünschen.

Gleich am nächsten Morgen setzte Michael Knoblauch (Washington State University, USA) die Diskussion mit seinem Vortrag How Sieve Elements Work fort und stellte neueste Forschungsergebnisse zum symplasmischen Transport phloemmobiler Farbstoffe vor. Interessanterweise deutete sich an, dass nur neutrale oder negativ geladene Farbstoff durch die Zell-Zellverbindungen (Plasmodesmata) diffundieren können, was auch die Frage aufwirft, wie Aminosäuren transportiert werden. Können deshalb Aminosäuren nur Transportprotein-vermittelt in der Pflanze verteilt werden? Diese und weitere spannende Fragen werden sicherlich die Phloemforschung in den nächsten Jahren beschäftigen. Nicht minder spannend waren die Ausführungen von Ekkehard Neuhaus (Universität Kaiserslautern), der in seinem Vortrag Dynamic Changes of Intracellular Sugar Transport under Stress die Bedeutung der Fruktose bei der Regulation des Wurzelwachstums vorstellte. Die Frage nach dem Fruktosesensor und der zugrunde liegenden Signalkette ist ebenfalls noch nicht beantwortet.

Die Vernetzung unterschiedlicher Regelkreise macht mitunter die Interpretation schwierig, da man sich leicht in Netzwerken verfangen kann. Licht ins Dunkel der Wechselwirkung zwischen dem Zuckersignal Trehalose-6-Phosphat und dem Pflanzenhormon Strigolacton brachte Franziska Fichtner (Universität Queensland, Australien). Sie zeigte, dass beide Signalgeber antagonistisch wirken und so Spross- und Wurzelwachstum mit beeinflussen.

In beeindruckender Detailliebe stellte Yi-Fang Tsay (Academica Sinica, Taiwan) die spezifischen Funktionen einer Reihe von Nitrattransportern vor. Im Arabidopsis Genom gibt es 53 Nitrattransporter Gene, jedes einzelne dadurch kodierte Protein scheint eine besondere Aufgabe zu haben, sodass die Verteilung von Nitrat innerhalb der Pflanzen optimal koordiniert werden kann. Durch die akribische Arbeit von Yi-Fangs Team wird sich hier sicherlich bald ein Gesamtbild abzeichnen.

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Giles Oldroyd (Universität Cambridge, UK), der über Arbeiten des internationalen Forschungskonsortiums ENSA (Engineering Nitrogen Symbiosis for Africa) berichtete. Ziel des von der Bill und Melinda Gates Stiftung geförderten Vorhabens ist es Knöllchenbakterien auf Getreide und andere Nutzpflanzen zu übertragen und dadurch Stickstoffdüngung überflüssig zu machen. Einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung gelang dem Konsortium dadurch, dass bereits Knöllchen-ähnliche Strukturen in Gerstenwurzeln induziert werden konnten. Nun müssen „nur noch“ die Bakterien davon überzeugt werden in ihr neues Haus einzuziehen und fleißig Stickstoff zu fixieren. Ob dies gelingt werden die nächsten Jahre zeigen. Das dies sicherlich nicht das Ende der Entwicklung sein wird, zeigte Katharina Markmann (Universität Tübingen) indem sie nachwies, dass zu viel Knöllchenbildung sich negativ auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Hier ist eine Optimierungsstrategie gefragt, die sicher stellt, dass die Investitionen den Nutzen nicht übersteigen.

Beeindruckend waren die Ausführungen von Ron Mittler (Universität Missouri, USA), der einen sehr anschaulichen Vortrag zur Ausbreitung von Reaktiven Sauerstoff Spezies Wellen zur Regulation der Schließzellöffnung präsentierte. Inwiefern Plasmodesmata an der Ausbreitung beteiligt sind wurde in folgenden Vorträgen diskutiert. Die Frage, ob das Xylem bei der Ausbreitung elektrischer Signale nach Verwundung beteiligt ist wurde von Edward E. Farmer (Universität Lausanne, Schweiz) untersucht und beantwortet. Unter Verwendung klassischer Versuche konnte er zeigen, dass elektrische Signale durch abgetötetes Gewebe fließen, in denen nur Xylemgefäße für den Transport zur Verfüg stehen. Dieses Ergebnis legt nahe, dass in der Tat das Xylem an der Weiterleitung wundinduzierter Elektrischer Ströme beteiligt ist.

Neben den diskutierten Vorträgen gab es natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Beiträge, die berichtenswert wären, allerdings würde dies den Rahmen dieser kurzen Berichterstattung sprengen.

Poster-Preise an Wissenschaftler*innen im frühen Karrierestadium

Aufgrund der hohen Qualität der Poster konnte sich das internationale Posterpreis Komitee nicht auf drei Preisträgerinnen/Preisträger einigen, sondern wählte gleich vier Beiträge aus. Die Preise gingen an Theresa Schlamp, Universität Heidelberg (Auxin induces cambium stem cell identity during radial shoot growth), Yagmur Hasbioglu, MPI-MPP (Grafted Arabidopsis thaliana tissue/cell-specific transcriptome map and responses to nutritional changes), Blanco-Touriñán Noel, ETH Zürich (Lateral plumbing: when two vascular strands become one) und David Rüscher, FAU Erlangen-Nürnberg (Metabolite compartmentation plays a major role in long-distance phloem transport into the storage root and drought tolerance of cassava). Die Posterpreise waren jeweils mit 500 Euro dotiert. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhielten zum Abschluss der Tagung die Gelegenheit ihre wichtigsten Ergebnisse in Spotlight-Talks von drei Minuten dem Publikum zu präsentieren. Dieses Momentum sorgte beim abschließenden Grillfest für eine nicht enden wollende Diskussion der im Rahmen der gesamten Tagung präsentierten Forschungsergebnisse.

Die letzte gute Nachricht wurde vom Scientific Advisory Board beschlossen:  diese erfolgreiche Tagungsserie soll weitergeführt werden und als nächste PVB Konferenz in Japan stattfinden.

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Text von

Julia Kehr, Universität Hamburg, Rainer Hedrich, Juliaus-Maximilians-Universität Würzburg, Friedrich Kragler, Max-Planck-Institut für Molekulare und Pflanzenphysiologie Golm und Uwe Sonnewald, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen

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