Schon seit Jahren ist das Treffen ein Magnet für mitteldeutsche Nachwuchswissenschaftler. In diesem Jahr trafen sich jedoch nicht nur Pflanzenphysiologen sondern auch pflanzenbiochemisch arbeitende Gruppen der Universitäten Halle, Jena, Leipzig und Dresden zum nun schon 12. Mal. Wie zuvor wurde für dieses 2-tägige Treffen kein Kongressbeitrag von den Teilnehmenden erhoben; die Vortragenden wurden jedoch durch eine Reisekostenunterstützung belohnt, die die Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG) zur Verfügung gestellt hatte.
Das ungebrochene Interesse an dieser jährlich stattfindenden Veranstaltung zeigt sich an den konstant etwa 70 Teilnehmende umfassenden Wissenschaftlerzahl aus nur vier Universitäten sowie einer wachsenden Zahl von einzelnen Arbeitsgruppen. Diesmal kamen auch zahlreiche Nachwuchsgruppen mit ihren Doktoranden. Wie immer waren alle englischsprachigen Vorträge von Nachwuchswissenschaftlern. Sie führten auch mit wachsender Routine als "Chair" durch das Programm. Damit hat diese Tagung ein Format gefunden, dass sich in dieser Form von anderen Veranstaltungen abhebt.
Techniken und Themen
Die Qualität der Vorträge war sehr hoch, sowohl was die wissenschaftliche Seite als auch die Präsentationskunst anging. Durch die sehr weit gefassten Themen aus dem Bereich der Pflanzenphysiologie, pflanzlichen Molekularbiologie und Biochemie bekamen die Teilnehmenden auch in diesem Jahr einen hervorragenden Überblick über die aktuellen Forschungsschwerpunkte. Da die vorgestellten Techniken von der Analytik, der Molekular- und Zellbiologie zur Biochemie reichten, konnten die Teilnehmenden viele Anregungen für ihre weiteren Forschungsarbeiten mitnehmen. Auch viele "-omics" Experimente wurden vorgestellt, die teils mit anderen Methoden kombiniert wurden.
Blattseneszenz, Signaltransduktion und circadiane Uhren
Die vielen dargebotenen Themen sollen nur kurz umrissen werden: Am Freitag gab es im ersten Teil hauptsächlich Vorträge zur Signaltransduktion. Verschiedene mögliche molekulare Regulatoren der Blattseneszenz wurden vorgestellt. Wie kleine Signalmoleküle, z.B. Inositolphosphate, in verschiedenen zellulären Kompartimenten funktionieren war ein weiteres Thema. Hierbei spielte auch die Signaltransduktion einiger Pflanzenhormone eine Rolle. Cryptochrome als Lichtrezeptoren in der Alge Chlamydomonas wurden ebenfalls vorgestellt, sowie Gene, die bei der circadianen Uhr dieser Alge eine Rolle spielen. Ein weiteres Thema beinhaltete Metabolomstudien in Mikroalgen.
Plastiden und andere Organelle
Plastiden standen ebenfalls im Fokus dieses Tages. Hierbei wurden die Struktur, der Import von Proteinen sowie Signalwege, zum Beispiel durch Calcium vorgestellt. Hierbei spielte die Mikroskopie, aber auch biochemische Transportversuche und in anderen Bereichen die Analyse von Mutanten eine große Rolle. Meist wurden dieser verschiedenen Herangehensweisen verknüpft, die von den Vortragenden sehr gut dargestellt werden konnten. Die Beiträge zu den Organellen wurden ergänzt durch einen Bericht über die Kupferchaperone in Mitochondrien von Arabidopsis.
Interaktionen mit anderen Organismen
Der zweite Tag stand vor allem im Zeichen der Interaktion zwischen Pflanzen und Mikroben, sowie einigen biotechnologischen Anwendungen von Algen. Der Abschlussvortrag beschäftigte sich mit Mitochondrien. Der Einfluss endophytischer Pilze auf Pflanzen ist ein wichtiger Aspekt in der pflanzlichen Entwicklung, aber auch in der Stresstoleranz. Zwei Vorträge beschäftigten sich mit Signalen, und griffen so die Thematik vom Vortag wieder auf, die zu einer Verbesserung des Wachstums der Wirtspflanze führen. Aber Endophyten können auch eigene Sekundärmetabolite in der Pflanze bilden. Für solche Metabolite interessiert sich auch die Biotechnologie-Branche.
Analytik und Biotechnologie
Daher suchen viele Forschende nach neuen Metaboliten in den verschiedensten Organismen. Häufig sind die erwarteten Substanzen jedoch gar nicht vorhanden, obwohl die genetische Ausstattung Darauf schließen lässt. In einigen Vorträgen konnten biotechnologische Anwendungen etwa von Chlamydomonas bereits deutlich gemacht werden. Die Analytik spielt bei vielen Applikationen eine große Rolle, sodass ein Vortrag zu verschiedenen Methoden der IR-Spektroskopie auf großes Interesse stieß.
Umwelt und Wachstum
Natürlich gehörten auch Untersuchungen über die Gesellschaften von Organismen und ihr Wachstumsverhalten unter verschiedenen Umweltbedingungen zu dieser pflanzenphysiologischen Tagung. Dieser kurze Überblick kann natürlich nur einige Facetten der präsentierten Ergebnisse bieten.
Alle Vorträge inspirierten zu lebhafter Diskussion, die sicher viele Ideen für die Nachwuchswissenschaftler lieferten. Auch wurden diesmal insbesondere die etwas längeren Pausen sehr gut aufgenommen, da sie viele Möglichkeiten boten, miteinander zu diskutieren. Die Veranstalter in Dresden bedanken sich bei den zahlreichen Teilnehmenden und freuen sich schon auf die Tagung im nächsten Jahr in Leipzig.
Bericht von Prof. Dr. Jutta Ludwig-Müller, Professur für Pflanzenphysiologie, TU Dresden
im März 2014