Die Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VDW) will Professor Dr. Gilles-Eric Séralini von der französischen Universität Caen am 16. Oktober 2015 in Karlsruhe mit dem Whistleblower-Preis des Jahres auszeichnen. Zwar sei die Publikation über die Fütterung tumoranfälliger Ratten mit gentechnisch verändertem (gv) Mais und Glyphosat vom Fachjournal später aufgrund wissenschaftlicher Mängel zurückgezogen worden, woraufhin er die Ergebnisse später woanders publiziert habe. Der VDW begründet die Auszeichnung Séralinis damit, dass er gezeigt habe, dass das Mittel Glyphosat, als 'wahrscheinlich krebserregend' einzustufen sei. Nach Ansicht des VDW habe der Franzose den wissenschaftlichen Diskurs über die Gesundheitsrisiken des Glyphosat-basierten Herbizids „Roundup“ gefördert. Viele Vereinigungen hatten die Studie seinerzeit kritisiert, weil die Stichprobengrößen zu gering für solide wissenschaftliche Aussagen waren. Unter den Kritikern waren die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Statistiker und der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin e.V. (VBIO). Über die heftig geführte Debatte hatte die DBG im Jahr 2012 ausführlich berichtet (Meldungen vom 19.11.2013, 4.10.2012, 1.10.2012, 28.9.2012, 21.9.2012). Die Verbreitung der Studienergebnisse hatte nach Recherchen des Magazins der Spiegel Séralini selbst lanciert (24.9.2012). Der aktuelle Kommentar zur Preisverleihung in der Süddeutschen Zeitung sieht Séralini daher auch eher als Aktivist denn als neutralen Forscher und bedauert, dass sich der VDW blenden ließ. Zuletzt hatte den alle zwei Jahre verliehenen Preis für herausragende Leistungen als Whistleblower Edward Snowden erhalten, der die staatliche Überwachung in den USA publik machte, und dadurch seinen Job und seine Heimat verlor.
Quelle: VDW (pdf)
Querlle: Süddeutsche Zeitung