Vom 28. Februar bis zum 3. März dieses Jahres fand im Kulturzentrum des Landes Schleswig-Holstein der dritte "European Workshop on Plant Senescence" statt. Organisatoren waren Karin Krupinska von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Klaus Humbeck von der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale. Neben der Deutschen Botanischen Gesellschaft und dem Land Schleswig-Holstein gehörten Züchtungsunternehmen und Firmen, die Geräte für die Anzucht und Analyse von Pflanzen herstellen, zu den Unterstützern der Tagung. Hauptsponsor war die Firma Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG.
Der Seneszenzprozess
Die Seneszenz ist ein dem Absterben der Pflanze bzw. ihrer photosynthetisch aktiven Blätter vorangehender Differenzierungsprozeß, der durch den Abbau der Komponenten des Photosyntheseapparates, u.a. der Chlorophylle, charakterisiert ist. Während der Seneszenz kommt es zu einer Remobilisierung wertvollen Inhaltstoffe aus den sterbenden Pflanzenteilen in neue Blätter bzw. in Samen und Früchte. Der Seneszenzprozeß hat damit eine zentrale Bedeutung für die gesamte Entwicklung der Pflanze. Die Bedeutung der Seneszenz ist erkannt und in der Forschung unter vielfältigen Aspekten aufgegriffen worden. In Verbindung mit einer vermehrten Nutzung von Pflanzen zur Erzeugung von erneuerbarer Biomasse und Energie, wird die Seneszenz auch verstärkt als Faktor wahrgenommen, der die Produktivität des Pflanzenanbaus in Europa determiniert.
Internationale Spezialisten und interdiszipläre Forscher
Mit 90 Teilnehmern aus 13 Ländern hatte sich die Größe der Veranstaltung gegenüber dem zweiten Workshop, der vor zwei Jahren in Groningen, Niederlande, stattfand, fast verdoppelt. Neben den Seneszenzforschern, die sich schon jahrelang mit der Thematik beschäftigen und auch an den vorangegangenen Tagungen teilgenommen haben, kamen in Salzau weitere Wissenschaftler hinzu, die durch ihre Forschungstätigkeit aus verschiedenen Perspektiven auf die Thematik gestoßen sind.
Vorträge
Nach der Eröffnung der Tagung durch den Rektor der CAU, Herrn Prof. Dr. Thomas Bauer, gab es zwei ausführliche Plenarvorträge. Im ersten Vortrag ging Stefan Jansson von der Universität Umeå, Schweden, der Frage nach, welche Faktoren im Herbst bei Bäumen die Seneszenz der Blätter induzieren. Im zweiten Vortrag stellte Vicky Buchanan-Wollaston, Warwick, Großbritannien, den aktuellen Kenntnistand über regulatorische Netzwerke, die den Seneszenzprozess in der Modellpflanze Arabidopsis thaliana kontrollieren, dar.
In den nächsten Tagen wurden 28 Vorträge zu 6 Themenbereichen gehalten. In der ersten Sitzung ging es um Faktoren, die die Lebensdauer von Pflanzen und die Regenerationsfähigkeit von Pflanzengeweben beeinflussen. Die Vorträge zur Regulation der Blattseneszenz beschäftigten sich vorwiegend mit Transkriptionsfaktoren (u.a. B. Müller-Röber, Potsdam) und mit epigenetischen Veränderungen (K. Humbeck, Halle) während der Blattseneszenz. Als bedeutende Signalsubstanz für die Auslösung von Seneszenzprozessen wurde Wasserstoffperoxid vorgestellt (U. Zentgraf, ZMBP Tübingen). Der einzige eingeladene Gastsprecher John Thompson von der Waterloo University in Kanada stellt den Translationsfaktor eIF5a als Schalter zur Kontrolle von Wachstum und Seneszenz vor.
Unter den Parametern, mit denen der Verlauf der Seneszenz beschrieben werden kann, ist der Chlorophyllabbau das auffälligste Phänomen. Helen Ougham (Aberystwyth, GB) zeigte, dass Chlorophyllkatabolite auch eine Rolle bei der Pathogenabwehr spielen. Per Gregersen (Flakkebjerg, DK) stellte die erste umfassende Transkriptomanalyse zur Seneszenz der für die Ertragsbildung wichtigen Fahnenblätter des Weizens vor.
Das Schicksal der Organellen (Mitochondrien, Chloroplasten) in seneszierenden Blättern wurde in mehreren Vorträgen angesprochen. Juan Guiamat aus La Plata, Argentinien, stellte die Bedeutung der von ihm neu entdeckten kleinen seneszenzassoziierten Vakuolen (SAV) für den Abbau der Chloroplasten vor. Weitere Themen waren der Proteinabbau und die Stickstoffremobilisierung in seneszierenden Blättern.
In der letzten Sitzung standen verschiedene Zelltodprozesse in Pflanzen im Zentrum des Interesses. Der Zelltod folgt in den photosynthetische aktiven Organen wie den Blättern auf die Seneszenzphase, findet aber auch unabhängig von der Seneszenz in speziellen Geweben statt, z.B. in der Abszissionszone der Blätter, im Tapetum sowie in Blütenblättern.
Poster
Die Vorträge wurden ergänzt durch die Präsentation von 24 Postern, die vorwiegend von Doktoranden vorgestellt wurden. Einen Preis für das beste Poster erhielt Frau Anne Bohner aus der Arbeitsgruppe von Nico von Wiren im Institut für Pflanzenernährung der Universität Hohenheim.
Resonanz
Die Herausgeber der "Plant Biology" haben ein Sonderheft im Jahr 2008 für das Thema Seneszenz reserviert. Dort haben Teilnehmer der Tagung die Möglichkeit, ausgewählte Themen detailliert vorzustellen.