Bestimmte Grünalgen bildeten eine besondere Toleranz gegenüber Trocken-, Temperatur und Strahlungsstress, was ihnen vor etwa 450 Ma erlaubte, terrestrische Lebensräume dauerhaft zu besiedeln und damit die Herausbildung der rezenten Landpflanzen zu begründen. Um die Relevanz der Algen-Zellwand für ein Leben an Land zu untersuchen, werden drei unterschiedliche Zellwand-Polysacharide in vier verschiedenen aeroterrestrischen Grünalgen per Immunfärbung visualisiert. Messungen der Effizienz der Photosynthese unter Stress in diesen und weiteren Grünalgen ergänzen das Verständnis über die Anpassungen der Algen an ihre aeroterrestrischen Habitate. Dabei zeigt sich, dass die Inkorporation von bestimmten hemicellulose-artigen Polysachariden sehr spezifisch erfolgen und die Plastizität der Zellwand als Antwort auf mechanische Belastung oder Trockenstress erhöhen kann. Der erstmalige direkte Nachweis einer weiteren bestimmten hemicellulose-artigen Verbindung in den Wänden von Grünalgen ist insofern spannend, als dass bis vor kurzem von der Beschränkung dieses Polysaccharides auf wenige Landpflanzen ausgegangen wurde. Die gute Resistenz gegenüber Trockenstress, eine hohe Effizienz der Photosynthese sowohl unter Schwach- als auch Starklicht sowie geringen Temperaturen bestätigt die hervorragende Anpassung der Algen an das Leben an Land. Die Arbeit leistet damit einen Beitrag zur Beantwortung der Frage, weshalb nur wenige Grünalgengruppen eine stabile Landpflanzenlinie hervorbringen konnten.
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Klaus Herburger fertigte die Arbeit in der Arbeitsgruppe Zellbiologie der Pflanzen bei Assoz. Prof. Mag. Dr. Andreas Holzinger an.