Actualia (engl.) · Conference Report

Mitteldeutsche Pflanzenphysiologie-Tagung

About 80 participants of the plant physiology meeting gathered in front of Matthias Schleiden Institute in Jena, Germany. Photo: Vivien Hotter

Sorry, in German only

Zum 18. Mal trafen sich Wissenschaftler*innen aus Halle, Dresden, Jena und Leipzig zur Mitteldeutschen Pflanzenphysiologie-Tagung. Die zweitägige Veranstaltung fand am 21. und 22. Februar 2020 in Jena statt und bot vor allem Studierenden und Promovierenden Gelegenheit, ihre neuesten Forschungsergebnisse zur Physiologie und Zellbiologie photosynthetisch aktiver Organismen vorzustellen. Prof. Jan Schirawski beendete die Konferenz als eingeladener Gastreferent mit einem Vortrag über einen parasitären Pilz, der die Entwicklung der Nutzpflanze Mais beeinflusst. Die Jenaer Doktorandin Vivien Hotter nennt die Vorträge und fasst die Schwerpunkte der Tagung zusammen.

Bereits in den Vorjahren war das Treffen sehr gut besucht, doch die diesjährige Veranstaltung übertraf mit 80 Teilnehmenden nochmals die Erwartungen. Die ungezwungene und konstruktive Atmosphäre der Tagung wurde auch diesmal vom wissenschaftlichen Nachwuchs genutzt, um die eigenen Forschungsergebnisse in einem englischsprachigen Vortrag vorzustellen. Mehrere Promovierende brachten sich auch als Session-Chairs ein und sorgten dafür, dass der zeitliche Rahmen trotz aller Fachdiskussionen eingehalten wurde.

Die Tagung umfasste 19 Präsentationen in fünf Sessions sowie den abschließenden Gastvortrag. Mit Cyanobakterien, Mikroalgen und Gefäßpflanzen standen beinahe sämtliche Vertreter der photoautotrophen Organismen im Mittelpunkt der vorgestellten Forschung, inklusive ihrer Pathogene und Symbionten. Die Art der vorgestellten Arbeiten umfasste sowohl Themen der Grundlagen- als auch der angewandten Forschung.

Zellulärer Transport und Zellorganellen

Maria Mittag hieß die Anwesenden herzlich in Jena willkommen und bedankte sich bei der Deutschen Botanischen Gesellschaft für die finanzielle Unterstützung der Tagung. Daraufhin führte Leander Ehmke (Halle) durch die erste Session zum Thema zellulärer Transport und Zellorganellen. Jana Kungel (Halle) berichtete vom Transport und Zusammenbau des Rieske-Eisen-Schwefel-Proteins in Organellen der Erbse. Stefanie Höller (Halle) erklärte im Anschluss, wie vielseitig die Manganverteilung und -entgiftung durch CDF-Transporter in der Ackerschmalwand ist. Auch Omar Saleh, Minh Bui Manh und Franzisca Tannert (alle drei aus Halle) befassten sich mit diesem bekannten Modelorganismus. Ihre Vorträge handelten von Transkriptionsstudien in Chloroplasten, der Beteiligung von Whirly-Proteinen an retrograder Signaltransduktion, sowie der Rolle unterschiedlicher abiotischer Faktoren bei der Organell-spezifischen Zielbestimmung.  

Sekundärmetabolite in Cyanobakterien und Mikroalgen

Die folgende Kaffeepause bot reichlich Gelegenheit, bei fachlichen Diskussionen die internen Koffein- und Zuckerreservoirs wieder aufzufüllen. Danach folgte eine Session zu Sekundärmetaboliten in Cyanobakterien und Mikroalgen, moderiert von Anja Meents (Jena). Anika Bauer (Jena) erklärte die Bedeutung von Astaxanthin und wie sie plant, die Biosynthese dieses Pigments in großem Maßstab in Cyanobakterien zu ermöglichen. Danach berichtete Stuti Singh (Leipzig) über ihre Fortschritte bei der Charakterisierung einer Typ-III-Polyketidsynthase in Chlamydomonas reinhardtii. Sayali Hanamghars (Jena) präsentierte ihre Ideen zur Etablierung des Betalain-Biosynthesewegs in einem schnell wachsenden Cyanobakterium. Vor der nächsten kurzen Pause erklärte Magdalena Rose (Leipzig), wie Sekundärmetabolite die Interaktion zwischen Chlamydomonas reinhardtii und Pseudomonas protegens beeinflussen.

Verbesserte Sequenzierung und gute wissenschaftliche Praxis

Die dritte und letzte Session wurde von Linda Jahn (Dresden) moderiert. Xuan Hieu Cao (Halle) stellte eine neue, verbesserte Form der ChIP-Sequenzierung (Chromatin-Immunpräzipitation Sequenzierung) vor. Susann Auer (Dresden) beendete den ersten Tag mit ihrem Vortrag über die Zusammenhänge zwischen Guter Wissenschaftlicher Praxis und Reproduzierbarkeit von Daten. Die Teilnehmenden ließen den Tag beim gemeinsamen Abendessen entspannt ausklingen. Selbstverständlich wurde auch hier keine Gelegenheit ausgelassen, die Vortragsthemen des Tages wieder aufzugreifen und zu diskutieren.

Interaktion und Signaltransduktion

Frisch und munter kamen am Samstagmorgen alle zur Session zum Thema Interaktion und Signaltransduktion in Gefäßpflanzen zusammen. Unter der Leitung Alexandra Schirmachers (Jena) erklärte Linus Wegner (Jena) zunächst, wie Bakterien aus dem Magen von Blattläusen die Verteidigungsmechanismen des Roten Klees beeinflussen. Yamen Mahfoud (Dresden) erläuterte seine Forschung zur Bekämpfung der Kohlhernie mit Hilfe von Pseudomonas, bevor Ming Zeng (Leipzig) den Zusammenhang der Signaltransduktion von Phosphatmangel und Jasmonsäure im Schneckenklee erklärte. Im Anschluss rückte Yu Heng Tseng (Jena) die Interaktion zwischen der Ackerschmalwand und einem Schwefel-spendenden Pilz in den Mittelpunkt. Im letzten Vortrag vor der Kaffeepause lenkte Clabe Wekesa (Jena) die Aufmerksamkeit aller auf die Bedeutung symbiotischer Bakterien für den erfolgreichen Bohnenanbau in Kenia.

Modellorganismus Chlamydomonas reinhardtii

Nach zahlreichen Gesprächen bei Kaffee, Obst und Keksen eröffnete Vivien Hotter (Jena) die letzte Session rund um die Grünalge C. reinhardtii. Yu Hou (Jena) erklärte, wie sie plant, C. reinhardtii-Mutanten zu finden, die gegen bakterielle Sekundärmetaboliten resistent sind. Daraufhin stellte Sonja Rösler (Leipzig) ihre Erfolge bei der Maximierung der Glykolat-Ausbeute in Bioreaktoren vor. Julie Szyttenholm (Jena) schloss die Session mit ihren Erläuterungen zu Photorezeptoren und Ubiquitin-Protein-Ligasen.

Gastvortrag und Schlussworte

Prof. Jan Schirawski (Jena) berichtete als eingeladener Referent von seiner Forschung zu einem endoparasitären Pilz, der die Entwicklung von Pflanzen so beeinflusst, dass keine funktionsfähigen Infloreszenzen gebildet werden, bevor Maria Mittag sich bei den Mitorganisierenden (Prof. Ralf Oelmüller, Jun. Prof. Julie Zedler, Dr. Alexandra Furch und Vivien Hotter) bedankte und allen eine gute Heimreise wünschte. Sie verwies auf die nächste Mitteldeutsche Pflanzenphysiologie-Tagung, die von den Professoren Klaus Humbeck und Ralf Bernd Klösgen im kommenden Jahr in Halle organisiert werden wird, auf die sich schon jetzt die Teilnehmenden freuen.

Fazit

Wie auch in den Vorjahren war die 18. Mitteldeutsche Pflanzenphysiologie-Tagung ein voller Erfolg. So konnten Promovierende die angenehme Stimmung nutzen, um erste Kontakte zu anderen Instituten zu knüpfen, und Erfahrungen als Fachreferent oder Session-Chair zu sammeln.
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Im März 2020
Vivien Hotter, Matthias-Schleiden-Institut, Allgemeine Botanik, Friedrich-Schiller-Universität Jena

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